Der sog. „lichtreiche“ Rosenkranz ist, im Gegensatz zu den drei anderen[1], noch nicht jahrhundertealt, sondern eine Ergänzung aus jüngerer Zeit. Er wurde vom heiligen Papst Johannes Paul II. gestiftet und behandelt in seinen fünf „Gesätzen“ Ereignisse aus dem irdischen Wirken Jesu Christi, von der Taufe im Jordan bis zur Einsetzung der Eucharistie. Eine wunderbare Abrundung und Bereicherung des Rosenkranzgebetes.

Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir! Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus, der von Johannes im Jordan getauft wurde.

Die irdischen Lebensläufe von Jesus von Nazareth und Johannes dem Täufer waren von Anfang an auf bedeutsame Weise verknüpft[2]. Johannes gilt zu Recht als der letzte alttestamentliche Prophet; er kündigt das Kommen des Messias an und tritt dann ganz hinter diesem zurück[3].

Die Taufe des Johannes setzt ein Sündenbekenntnis voraus. Dass dies für Jesus nicht nötig war, wusste auch der Täufer[4]. Aber Jesus macht sich mit den Sündern gemein, zeigt schon zu Beginn seines öffentlichen Wirkens eine wahrhaft übermenschliche Solidarität, bis zur völligen Hingabe. In der Taufe im Jordan wird schon die Passion antizipiert, ebenso wie seine Auferstehung[5].

So wie die Geburt im Stall steht auch der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu ganz im Zeichen der Demut. Kein pompöser Auftritt mit selbstbewusster Geste, kein Fordern und Auftrumpfen, sondern das genaue Gegenteil: Ein Akt der „Humilitas“[6], der Annahme des göttlichen Willens, des Aufopferns. Die Stimme aus dem Himmel (Mt. 3, 17) beglaubigt auf geheimnisvolle Weise diesen Auftakt des Wirkens Jesu.

In unser Gebet können wir alle einschließen, die vor der Taufe stehen, ebenso ihre Familien, damit sie ihren Glauben auch weiter leben. Wir können besonders für die vielen beten, die sich dem Glauben und der Kirche entfremdet haben, die „Taufgnade“ nicht ernst nehmen. Ebenso die wachsende Zahl jener, die gar nicht mehr getauft sind, und die nichts vom Glauben wissen. Die Taufe Jesu erinnert uns daran, dass alle Getauften[7] aufgerufen sind mit ihrem ganz normalen Leben Zeugnis abzulegen und dadurch zur Neuevangelisierung beizutragen.


[1]Vgl. https://erziehungstrends.info/meditation-old-school-3

[2]Vgl. den Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth: https://erziehungstrends.info/der-rosenkranz-2

[3]„Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh. 3,30). Zum Ganzen umfassend: Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Erster Teil. Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. S. 36-51.

[4]„Ich müsste von Dir getauft werden, und Du kommst zu mir?“ (Mt. 3, 14)

[5]Ratzinger a.a.O. S. 45.

[6]In diesem lateinischen Wort für Demut klingt die „Erdverbundenheit“ an, im zeitgenössischen Englischen mit dem Begriff „down to earth“ ebenfalls treffend wiedergegeben.

[7]Wir können uns dabei auf die Heilszusage verlassen, die uns schon in unserer eigenen Taufe und Firmung zugesprochen wurde. Das trägt mehr als alles Selbstgemachte.