Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir! Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus, der für uns gegeißelt wurde.
Die „Geißelung“, das Auspeitschen, war im Römischen Reich schon als solches eine schwere Körperstrafe. So wollte Pilatus es zunächst mit der Auspeitschung Jesu bewenden lassen[1]. Es gab aber furchtbare Geißeln, mit eingeflochtenen Bleikugeln und Widerhaken; wurden solche verwendet, konnte es passieren, dass der Delinquent schon allein aufgrund der Auspeitschung verblutete. Wir wissen nicht welche Art von Geißel gegen Jesus eingesetzt wurde. Aber es muss eine grausame gewesen sein; dafür spricht, dass Jesus auf dem Weg zur Hinrichtungsstätte mehrmals kollabierte und das Kreuz nicht allein tragen konnte.
Die Vorstellung, dass Jesus auf so barbarische Weise geschunden wird, vor den Menschen entehrt und erniedrigt, ist für uns belastend. Das wünschen wir unserem ärgsten Feind nicht. Was hat er denn getan, dass solch ein Hass gegen ihn entfesselt wird? Dieser Rosenkranz wird zu Recht „schmerzhaft“ genannt… Aber wir müssen diese Wahrheit ganz an uns heranlassen, dürfen nicht oberflächlich durch die Leidensgeschichte hasten, ohne genau hinzusehen, auch wenn es schmerzt.
In allen Gesätzen des schmerzhaften Rosenkranzes findet sich der Zusatz „für uns“. Damit ist klar, dass wir kein abstraktes, rein historisches Interesse an der Passionsgeschichte haben. Es geht um uns, uns alle. Und es geht um alles, um Erlösung für die ganze Menschheit: „…er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen“ (Jes. 53, 4f.).
[1]Lk. 23, 16