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Niemand kann voraussagen, wie sich die Corona-Epidemie in den nächsten Monaten entwickeln wird. Alle hoffen – und darauf ist auch die Planung für die Schulen ausgerichtet -, dass es keine zweite Welle gibt und dass es möglich ist, mit entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen wieder weitgehend normalen Unterricht abzuhalten.
Hygiene-Plan der Kultusministerkonferenz
Die Kultusministerkonferenz hat sich am 14.07.2020 auf „einen Rahmenplan für aktualisierte Infektionsschutz- und Hygienemaßnahmen“ geeinigt, die den „Ländern als Orientierung bei der Erstellung und Überarbeitung von schulischen Infektionsschutz- und Hygieneplänen für das Schuljahr 2020/2021“ dienen sollen. Im Wesentlichen handelt es sich um die bekannten Maßnahmen der persönlichen Hygiene wie:
- „Verzicht auf Körperkontakt wie Umarmungen und Händeschütteln
- Einhalten der Husten und Niesetikette
- Gründliche Händehygiene
- sowie das Tragen einer Mund-Nasen Bedeckung, soweit dies länderseits in einer rechtlichen Regelung vorgesehen ist.“
Außerdem wird der Raumhygiene große Bedeutung beigemessen, was durch regelmäßiges Lüften und Reinigen vor allem des Sanitärbereichs erreicht werden soll.
Verwunderlich, aber auch nicht anders durchführbar, ist im Unterschied zu anderen öffentlichen Begegnungen die Regelung zum Mindestabstand:
„Beim Unterrichtsbetrieb im regulären Klassen- und Kursverband sowie im Ganztag kann auf die Einhaltung des Mindestabstands zwischen Schülerinnen und Schülern des Klassenverbands, den unterrichtenden Lehrkräften, dem Klassenverband zugeordneten Betreuungspersonal sowie dem weiteren Schulpersonal in allen Schularten und Jahrgangsstufen verzichtet werden.“
Bereits am 17.08. soll in einigen Bundesländern der Unterricht mit diesen Vorgaben wieder beginnen. Der Deutsche Lehrerverband (DLV) hat mit seinen Mitgliedsverbänden einen 10-Punkte-Plan erstellt, der garantieren soll, dass die in den letzten Monaten gemachten Erfahrungen nutzbringend in den künftigen Schulablauf eingebracht werden und der Unterricht reibungslos ablaufen kann.
Ein 10-Punkte-Plan
Dieser 10-Punkte-Plan des DLV enthält vor allem Forderungen an die Kultusminister und die Landesregierungen, deren flächendeckende Realisierbarkeit viele Fragen aufwerfen.
Schon der bisherige Umgang mit der Krisensituation war nicht nur von Land zu Land unterschiedlich, sondern von Schule zu Schule gemäß ihren jeweiligen Möglichkeiten. Daher scheint eine einheitliche Regelung über Ländergrenzen hinaus nach den bisherigen Erfahrungen illusorisch, aber auch nicht unbedingt wünschenswert. Denn vieles erfordert –wie immer in Krisenzeiten – eine Kreativität, die durch zu viele Regeln nur ausgebremst werden kann.
Der erste und umfassendste Punkt lautet: „Ziel ist der digital unterstützte Präsenzunterricht als Regelfall (Plan A) auf der Basis eines neu zu erarbeitenden didaktischen Konzeptes. Moderner Unterricht verlangt den Einsatz von digitalen Medien.
Dazu müssen sämtliche Schulen in den Sommerferien 2020 so instand gesetzt werden, dass alle Lehrkräfte mit allen Schülern mit den zur Verfügung gestellten eigenen digitalen Endgeräten rechtssicher und datenschutzkonform über die digitale Plattform der Schule kommunizieren und lehrplanbezogen interagieren können.“
Solange nicht jedem Schüler tatsächlich (nicht nur versprochen) ein Laptop zur Verfügung gestellt wird, hängt – wie gerade die Erfahrung der letzten Monate gezeigt hat – davon ab: Gibt es in jeder Familie ein „Endgerät“ oder sogar einige, falls mehrere Geschwister sie gleichzeitig nutzen wollen, oder noch jemand aus der Familie im home-office arbeitet?
Wie soll innerhalb eines Monats hierfür eine Lösung gefunden werden – was vor allem bei wiederaufflammenden Infektionen und der völligen Umstellung auf Fernunterricht (Plan B) wieder nötig würde? Darauf gibt es keine Antwort.
Für die Forderung nach sicher in vielen Fällen nötigem Förderunterricht, was natürlich zusätzliches Lehrpersonal nötig macht, wird ebenso wenig eine realistische Lösung angegeben, wie für die Gewinnung der zusätzlichen Lehrer, die gebraucht werden, wenn für die weiteren Aufgaben der bisherigen Lehrer Ermäßigungsstunden ermöglicht werden sollen.
Wo sollen die Lehrer herkommen?
Sicher ist es wichtig, dass nicht der Leistungsstandard abgesenkt wird, dass es zusätzliche Sprechstunden für die Eltern und zusätzliche Treffen der Lehrerkonferenzen gibt – aber all das erfordert eine Aufstockung des Personals. Hinzu kommt, dass die sog. Risikogruppen –unter den Lehrern sind in einigen Bundesländern ein Drittel über 55 Jahre – leicht die Möglichkeit haben, sich vom Unterricht dispensieren zu lassen.
Daher bleibt die bange Frage: Werden hier nicht Forderungen gestellt, die von vorneherein nicht erfüllbar sind, erst recht nicht in so kurzer Zeit und erst recht nicht in den Ferien – denn auch die Lehrer haben Ferien?
Die Gefahr ist, dass wegen unerfüllbarer Hoffnungen Unzufriedenheit aufkommt, wenn mit Schuljahresbeginn weder die nötigen Materialien noch das zusätzliche Personal an den Schulen zu finden ist. Vieles wird –wie immer – von der Improvisationsfähigkeit und dem Einfallsreichtum der einzelnen Schule abhängen, nicht von Forderungen und theoretischen Regeln, wie schon der große und oft unkonventionelle Einsatz vieler Lehrer vor den Sommerferien gezeigt hat.