Ein Kind ist die Krönung der gegenseitigen Liebe – so empfinden es viele Paare. Und ein Kind gibt ihrer Einheit sichtbare Gestalt. Es vereinigt Eigenschaften von Mutter und Vater in ganz neuer, einzigartiger Weise, und darüber hinaus ist es von Anfang an eine eigenständige (wenn auch noch lange nicht selbständige) Person. Mit dem neuen Lebens- und Eheabschnitt kommen neue Herausforderungen auf das Paar zu.

Das Familienleben gestalten

Zunächst geht es um viele praktische Fragen, wenn ein Paar ein Kind erwartet: Was brauchen wir, wo soll das Baby zur Welt kommen, welchen Namen geben wir dem Kind? Es lohnt sich jedoch auch, vor allem wenn die Einigung nicht leicht fällt, nach den Hintergründen zu fragen: Wie haben meine Eltern mich (und meine Geschwister) erzogen? Was hat mir gefallen, was will ich auf keinen Fall übernehmen? Und welche Alternativen gibt es? Schon bei so einfachen Fragen wie der, ob das Kind im Ehebett schlafen darf oder nicht, spielen familiäre Hintergründe eine große Rolle.

Eine Grundfrage, die für manche einfach, für andere schwierig zu lösen ist, zählt zu den Fundamenten für das Familienleben: Wie teilen wir Familienarbeit und Erwerbsarbeit auf? Bleibt eine/r ganz zu Hause, wer, und wie lange? Oder wollen wir das noch gar nicht festlegen? Versuchen wir eine Aufteilung beider Bereiche? Dabei sind nicht nur finanzielle Aspekte wichtig, sondern es geht vor allem um unsere Vorstellungen vom Familienleben, die eigenen Ziele, Vorstellungen von Sicherheit, die Kompromissbereitschaft …

Wichtig ist, sich im Klaren zu sein: was bin ich bereit zu tun, was erwarte ich im Gegenzug (auch unausgesprochen)? Was ist mein Ideal, was das Ideal des Partners/der Partnerin, können wir uns irgendwo „dazwischen“ treffen? Dabei ist es auch gut, über die eigenen Träume, Sehnsüchte und Befürchtungen zu sprechen, nicht nur in Bezug auf Familie und Beruf: Was wünsche ich mir? Welche Bilder von Familie habe ich im Kopf? Wovor habe ich Sorge?

Wonach sehne ich mich am meisten?

Wenn das erste Kind geboren wird, beginnt eine physisch und psychisch anstrengende Zeit. Da hilft erst mal nur eins: die Grundbedürfnisse zuerst erfüllen. Wenn die Mutter eine anstrengende Nacht hinter sich hat, und um zehn Uhr vormittags das Baby endlich eingeschlafen ist, hat es keinen Sinn, sich in die Hausarbeit zu stürzen. Besser den fehlenden Schlaf nachholen. Ausreichend essen und vor allem trinken ist fast genau so wichtig.

Abgesehen von diesen handfesten Defiziten fühlen sich Mütter die erste Zeit nach der Geburt oft isoliert und sind heilfroh, wenn der Ehemann nach Hause kommt, damit sie endlich eine erwachsene Stimme hören. Glücklich, wessen Freundinnen schon Kinder haben. Mit denen kann man oft auch mal tagsüber telefonieren, kleine und große Sorgen und Freuden bequatschen, sich vielleicht gelegentlich zum Spazierengehen oder Kaffee trinken treffen – und vielleicht sogar mal gegenseitig die Kinder mitbetreuen, und wenn es nur für eine halbe Stunde ist.

Kleine Kinder lassen sich zum Glück meist gut zu Freunden oder abendlichen Veranstaltungen und Treffen mitnehmen. Wenn die Freunde auch Kinder haben, um so besser, dann kann man sich am Sonntagnachmittag treffen. In Städten sind auch Spielplätze beliebte Treffpunkte, an denen man schnell miteinander ins Gespräch kommen kann. Und wenn die Decke völlig auf den Kopf zu fallen droht, reicht manchmal schon die Runde mit Kinderwagen zum Lebensmittelladen oder in den Park.

Miteinander reden

In der neuen Situation kommt oft die Partnerschaft zu kurz. Abends fallen beide todmüde ins Bett und schaffen es gerade noch, sich einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Und wenn sie sich vornehmen, wieder einmal essen zu gehen, ist das Baby krank oder gerade an dem Abend unausstehlich…

Dabei ist gerade in der ersten Zeit mit Kind das Gespräch miteinander besonders wichtig, vor allem das Gespräch jenseits von organisatorischen Absprachen. Die Erfahrung zeigt, dass mit dem ersten Kind häufig die Zufriedenheit mit der Partnerschaft sinkt. Die eigenen veränderten Bedürfnisse kommen zu kurz, das Verständnis für die/den anderen nimmt ab, weil für ausführliche Gespräche wenig Raum bleibt, und der Stress nimmt zu. Mann und Frau können sich entfremden, weil sie plötzlich in „verschiedenen Welten“ leben. Und nicht selten ist vieles anders, als man es sich ausgemalt hat…

Zeit für sich – Zeit füreinander

Die erste Zeit mit Baby ist nicht planbar. Umso besser tun dann „Rituale“, wie in Ruhe duschen (wenn das Kind schläft oder der Vater es hütet) oder baden oder eine Tasse Kaffee oder Tee trinken. Sehr gut zur Erholung, für Körper und Geist, ist oft auch Sport. Natürlich nicht verbissen, sondern den veränderten Kräften und Bedürfnissen entsprechend. Man kann meist nach zwei oder drei Monaten wieder vorsichtig mit Schwimmen, Langlauf oder flotten Spaziergängen beginnen. Manche Mütter schwören auch auf Fitnessstudios – in vielen gibt es Kinderbetreuung. Zu zweit oder in der Gruppe macht Sport oft mehr Spaß, wenn ein fester Termin in der Woche drin ist.

Es lohnt sich, ebenso für die Partnerschaft feste Zeiten einzuplanen, an denen sich beide Zeit für das Gespräch nehmen, etwa an einem Abend der Woche. Wenn das Baby größer ist oder mit abgepumpter Milch kann man Oma, Opa oder andere Babysitter schon bald für zwei oder drei Stunden engagieren, damit ein Essen zu zweit oder ein Kinobesuch möglich wird.

Ohne Babysitter muss man schon ein bisschen erfinderisch sein: Man kann sich etwa beim Spazierengehen unterhalten oder bei längeren Autofahrten oder spontan eine Teepause am Wochenende einlegen, wenn das Baby eingeschlafen ist. Kinder haben meiner Erfahrung nach allerdings einen siebten Sinn dafür, wenn Mama und Papa ihre Ruhe haben möchten, und drängeln sich gern dazwischen. Aber gerade für die Kinder ist es gut, wenn die Eltern sich gut verstehen und zusammenhalten.