Mann und Frau sind füreinander geschaffen, die Existenz des je anderen antwortet auf die eigene Not. Aber nicht ein anderer Mann ist die Lösung, sondern die Frau, die dem Mann gleich und doch zugleich verschieden ist. Diese Wirklichkeit steht sowohl gegen eine verzerrte Gleichheits- als auch gegen eine falsche Differenzideologie. Im Artikel werden diese zentralen Aspekte ausgeführt.

Nicht als Machtkampf, sondern als Quelle der Freude

Die Botschaft ist hier: Mann und Frau sind füreinander geschaffen, die Existenz des je anderen antwortet auf die eigene Not. Aber nicht ein anderer Mann ist die Lösung, sondern die Frau, die dem Mann gleich („Bein von meinem Bein“) und doch zugleich verschieden ist („ischa“ und nicht ein zweiter „isch“). Dabei beschreibt die Bibel das Verhältnis von Mann und Frau nicht als Machtkampf, sondern als Quelle der Freude: „Endlich Bein von meinem Bein…“ Daß die Beziehung zur Herrschaft des Mannes entarten kann, ist wahr, aber nur als Folge der Sünde, nicht als der Wille Gottes. Durch die Erlösung, so die Lehre der Kirche, wird die Unterdrückung der Frau wieder aufgehoben und zur von Gott gewollten Liebe zurückgeführt („erlöst“).

Damit ist nach der Gleichheitsideologie auch die andere Gefahr, die falsche Differenzideologie, gebannt, die den Unterschied zwischen Mann und Frau in ein Werturteil umdeutet, und zwar so, daß die Frau nicht nur anders, sondern eine zweitklassige, minderwertige Variante des Menschseins wäre – etwa nach dem bösen, spöttischen Wort in einem Theaterstück der Aufklärungszeit: „Ein Mann, der sich schminkt, ist so abstoßend wie eine Frau, die denkt.“
Nicht so die Bibel und damit auch nicht die authentisch katholische Lehre: Die Frau ist anders, nicht aber weniger „wert“ als der Mann, der Mann bedarf der Frau, und die Frau hat Verlangen nach dem Mann. Darin steckt ein radikales Nein zum patriarchalen Denken, wenn damit die Vorstellung einer minderwertigen Frau gemeint ist, die nur zu gehorchen hat. Das ist katholisch, auch wenn es die so definierte „patriarchale Häresie“ in der Kirche gegeben hat – wie viele andere Häresien, die sie nur langsam überwunden hat. Aus dieser biblischen Sicht der Geschlechter folgt: Mann und Frau sind gleich in ihrer Würde, aber sie sind nicht „gleich“.

Was ist Weiblichkeit, was Männlichkeit?

Damit ist bereits klar: In jüdisch-christlicher Sicht ist der Vater weder unnütz noch überflüssig. Mann und Frau sind von dem Willen des Schöpfers her dazu bestimmt, „fruchtbar“ zu sein und daher Vater und Mutter zu werden. Diese Ausrichtung auf Elternschaft gehört zum Wesen des Menschen. Damit ist aber auch gesagt: Die Frau hat ihre spezifische Aufgabe als Mutter, der Mann die seine in der Vaterschaft.

Daraus folgt, was der Vater nicht sein soll: Der Vater soll Vater sein und nicht eine zweite Mutter. Daraus folgt nicht, daß er nicht grundsätzlich auch bereit sein sollte, mehr der Mutter zugeordnete Aufgaben zu übernehmen, ohne sich in seiner Männlichkeit gekränkt zu fühlen. Aber es heißt: Er darf und soll ein Mann sein und bleiben, auch wenn er die Windeln wechselt oder Staub saugt.

Was ist aber „die Männlichkeit“ oder „Väterlichkeit“? Um vor dieser Frage nicht ratlos zu bleiben und dann doch in eine Genderideologie zu gleiten, muß man sich klar machen: Es gibt viele Dinge auf der Welt, die man nicht mit der Präzision einer mathematischen Definition beschreiben kann und die es dennoch gibt und die dennoch von größter Wichtigkeit sind. „Definieren Sie mir Gemüse, und ich definiere Ihnen Naturrecht“, soll J. Messner, der Wiener Meister der katholischen Soziallehre, einmal gesagt haben. Wir zweifeln auch nicht an der Wirklichkeit von Liebe, von Schönheit, von Leben und anderen „Dingen“ dieser Art nur deswegen, weil sie nicht definierbar sind. Dennoch „weiß“ jeder Mensch sie zu unterscheiden. So auch hier: Weder Frau noch Mann lassen sich „definieren“, und doch wissen wir alle, was Weiblichkeit und Männlichkeit ist.

Natürlich kann und soll auch ein Mann zärtlich sein, und es ist lächerlich, Frauen das Denken abzusprechen. Und doch, die mütterliche Zärtlichkeit wird immer anders sein als die männliche des Vaters. Auch ist es nicht sexistisch festzustellen, daß es im Unterschied zu männlichem Denken eine spezifisch weibliche Art gibt, mit Fragen umzugehen. Wahr freilich ist auch, daß Männlichkeit formbar und verformbar ist. Auch die Formlosigkeit durch anti-autoritäre Erziehung etwa ist eine Verformung. Darum ist es wichtig, in der Erziehung jungen Männern ein Bild von Vaterschaft zu vermitteln, wie sie sein sollte.

Die Bedeutung des Vaters

Was ist der Vater? Die Antwort des Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) lautet: „Wenn die Sprache des Glaubens Gott ,Vater‘ nennt, so weist sie vor allem auf zwei Aspekte hin: daß Gott Ursprung von allem und erhabene Autorität und zugleich Güte und liebende Besorgtheit um alle seine Kinder ist.“ Angewandt auf den irdischen Vater heißt das:

Durch den Zeugungsakt entsteht eine einzigartige Beziehung zwischen Vater und Kind. Dem Vater kommt damit eine hohe Verantwortung für das von ihm gezeugte Kind zu. Umgekehrt wollen Kinder wissen, wer ihre Eltern sind – auch, wer der Vater ist, und es ist ihnen wichtig, sich ihrer nicht schämen zu müssen.

Damit der Vater seine Verantwortung wahrnehmen kann, hat er eine gewisse Autorität, eine Vollmacht des Entscheidens für und über das Kind. Diese väterliche Autorität ist am wohltuendsten in dem schönen alttestamentlichen Segenswort enthalten: „Gott lasse sein Antlitz über dir leuchten“. Angewandt auf den irdischen Vater: Schon die Gegenwart eines guten Vaters allein ist für die Kinder wichtig. Das „Leuchten“ seiner väterlichen Gegenwart gibt den Kindern Sicherheit und Orientierung. Dieses Licht leuchtet sogar, wenn der Vater aus einem triftigen und verstehbaren Grund abwesend ist – im Unterschied zu jenen Vätern, die die Familie ohne jede Rücksicht allein gelassen haben. Es gibt eben eine je doppelte physische Anwesenheit oder Abwesenheit, je nachdem, wie der Vater gegenwärtig oder abwesend ist.

Zu vermeiden ist dabei das Mißverständnis, daß Autorität immer nur im Interesse des Autoritätsträgers ausgeübt wird. Thomas von Aquin unterscheidet: Der Gehorsam des Sklaven dient dem Besitzer, der Gehorsam des Kindes dem Wohl des Kindes selbst. Darum: Wahrhaft väterliche Autorität ist im Interesse des Kindes, nicht in demjenigen irgendeines anderen Menschen.

Es ist wahr, die Menschen haben diese Autorität nicht selten mißbraucht und auf Kosten der Kinder zum egozentrischen Selbstzweck gemacht. Aber die Autorität zu leugnen und so zu tun, als gäbe es sie nicht, ist nicht das Ende des Mißbrauchs, sondern nur ein anderer Mißbrauch. Wer auf die väterliche Autorität verzichtet, kann seinen Kindern auch nicht jene väterlichen Dienste erweisen, auf die die Kinder angewiesen sind. Die Folgen der „antiautoritären Erziehung“ beweisen es.

Die Abwesenheit des Vaters in der heutigen Gesellschaft beraubt das Kind sowohl der ihm wohltuenden Autorität des Vaters als auch der spezifisch männlichen Liebe, die es vom Vater ersehnt. Höchste Zeit, den Vater neu zu entdecken und den Kindern den Vater zurückzugeben. – In der Zeit nach 1989 wurden zwei russische Forscher gefragt, warum das kommunistische Weltreich zusammengebrochen sei. Sie antworteten: Weil wir das falsche Menschenbild hatten. In der Wiederentdeckung des Vaters liegt ein Stück Heilung unserer Welt