Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir! Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus, der zum Vater im Himmel aufgefahren ist.
Jesus unterweist seine Jünger ein letztes Mal, er gibt ihnen Vollmacht und erteilt ihnen seinen Missionsauftrag. Dann führt er sie aus der Stadt hinaus, an eine Stelle abseits des Getriebes. Seine Aufnahme in den Himmel, zum Vater, geschieht in der Vertraulichkeit des Jüngerkreises; und das letzte was die Augen der Jünger von ihm sehen ist: dass er sie segnet. So erklärt sich das Paradox: Obwohl er sie – nach allen menschlichen Maßstäben – verlässt, kehren sie „in großer Freude“ nach Jerusalem zurück (Lk 24, 52)[1].
Was für ein Unterschied zum Verhalten der Jünger nach der Kreuzigung, als sie offenbar alles vergessen oder verdrängt hatten, was ihnen angekündigt war und sich zerstreuten. Aber was für ein Unterschied auch zu ihren Reaktionen auf die Begegnungen mit dem Auferstandenen, als sie begeistert und ergriffen waren, aber noch nicht recht wussten wie es weitergeht[2]. Jetzt hingegen verstehen sie, „dass er nun unverlierbar bei ihnen ist, so wie eben nur Gott uns nahe sein kann“[3]
Der Hl. Lukas bringt das in der Apostelgeschichte mit dem Hinweis auf jene Wolke zum Ausdruck, die Jesus den Blicken der Jünger entzog (Apg 1, 9). Wie so häufig in der Hl. Schrift ist das Epiphanie-Geschehen, die Nähe Gottes inmitten unserer kontingenten Welt, durch die Wolke gekennzeichnet. Wir denken an die „leuchtende Wolke“[4] bei der Verklärung Jesu auf dem Berge, aber auch an ähnliche Begebenheiten schon im Alten Testament[5]. Das Erleben der Gegenwart Gottes ist immer im besten Wortsinne überwältigend; es ist „umwandelnd“. Die Jünger kehren verändert nach Jerusalem zurück, frei von Furcht und von Zweifeln.
Wir begreifen welche Aufgabe, welche Verantwortung den Jüngern – und damit auch uns – zukommt. Es ist unsere Verpflichtung, Jesu Auftrag ernst zu nehmen und zu erfüllen, nach bestem Wissen und Gewissen. Und das können wir, dank seiner lebendigen Gegenwart.
[1]Vgl. zur Thematik insgesamt: Josef Ratzinger / Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Zweiter Teil. Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung. Freiburg, Basel, Wien 2010. S. 304 ff.
[2]Noch unmittelbar vor der Himmelfahrt fragten sie Jesus: „Herr, stellst Du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“ (Apg 1, 6).
[3]Ratzinger, a.a.O. S. 307.
[4]Mt 17, 5. vgl. https://erziehungstrends.info/rosenkranz-9
[5]Ratzinger, a.a.O. S. 307 f.