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Im zweiten Teil unserer Zusammenfassung des Dokuments werden die biblischen Quellen hinsichtlich der Gleichheit sowie der Verschiedenheit von Mann und Frau analysiert. Im Zentrum steht der Satz: „Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie.“ Das vollständige Dokument ist bei der Deutschen Bischofskonferenz in der Reihe „Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls“ Nr. 166 erschienen. (Sie können es sich als pdf-Dokument hier herunterladen)
Das Dokument legt die Grundaussagen der biblischen Anthropologie, zunächst des Alten, dann des Neuen Testamentes, dar, die eindeutig die Unterschiedlichkeit von Mann und Frau als vom Schöpfer gewollt belegen.
Als Mann und Frau schuf er sie
5. Eine erste Reihe biblischer Texte, die es zu untersuchen gilt, sind die ersten drei Kapitel der Genesis. Sie führen uns in den Bereich jenes biblischen ,Anfangs‘, wo die über den Menschen als ,Abbild und Gleichnis Gottes‘ offenbarte Wahrheit die unveränderliche Grundlage der gesamten christlichen Anthropologie darstellt.
Der erste Text (Gen 1,1-2,4) beschreibt die Schöpfermacht des Wortes Gottes, die bewirkt, dass im ursprünglichen Chaos das eine vom anderen geschieden wird. So erscheinen Licht und Finsternis, Meer und Land, Tag und Nacht, Pflanzen und Bäume, Fische und Vögel, alle „nach ihrer Art“. Ausgehend von Verschiedenheiten, die zugleich neue Beziehungen verheißen, entsteht eine geordnete Welt. Dies ist der allgemeine Rahmen, in den die Erschaffung des Menschen eingeordnet ist. „Dann sprach Gott: Lasst uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich … Gott schuf also den Menschen als sein Abbild; als Abbild Gottes schuf er ihn. Als Mann und Frau schuf er sie“ (Gen 1,26-27). Der Mensch wird hier als ein Wesen beschrieben, das sich von seinem ersten Anfang an in der Beziehung von Mann und Frau artikuliert. Dieser geschlechtlich differenzierte Mensch wird ausdrücklich „Abbild Gottes“ genannt.
Geschlechtliche Verschiedenheit
6. Der zweite Schöpfungsbericht (Gen 2,4-25) bekräftigt in unzweideutiger Weise die Wichtigkeit der geschlechtlichen Verschiedenheit. Einmal von Gott geformt und in den Garten gesetzt, um ihn zu bebauen, macht jener, der noch mit dem allgemeinen Ausdruck Mensch beschrieben wird, die Erfahrung einer Einsamkeit, die von den anwesenden Tieren nicht ausgefüllt werden kann. Er braucht eine Hilfe, die ihm entspricht.
Dieser Ausdruck bezeichnet hier nicht eine untergeordnete Rolle, sondern eine vitale Hilfe. Das Ziel besteht darin, es möglich zu machen, dass das Leben des Menschen nicht in einer fruchtlosen und am Ende tödlichen Beschäftigung nur mit sich selbst versinkt. Es ist notwendig, dass er mit einem anderen, auf seiner Ebene lebenden Wesen in Beziehung tritt. Nur die Frau, die aus demselben „Fleisch“ geschaffen und von demselben Mysterium umhüllt ist, gibt dem Leben des Mannes eine Zukunft.
Die Erschaffung der Frau durch Gott charakterisiert den Menschen auf seinsmäßiger Ebene als Wesen in Beziehung. In dieser Begegnung fällt auch das Wort, das den Mund des Mannes zum ersten Mal in einem Ausdruck des Staunens öffnet: „Das endlich ist Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch“ (Gen 2,23).
Der Heilige Vater hat mit Bezug auf diesen Text der Genesis geschrieben: „Die Frau ist ein anderes ,Ich‘ im gemeinsamen. Das hebräische Wort ezer, das mit Hilfe übersetzt wird, bezeichnet eine Hilfeleistung, die nur eine Person einer anderen Person gewährt. Der Ausdruck hat in keiner Weise den Beigeschmack des Minderwertigen oder Zweckdienlichen, wenn man bedenkt, dass auch Gott in seinem Verhältnis zum Menschen manchmal ezer genannt wird (vgl. Ex 18,4; Ps 10,14).“
Menschsein
Von Anfang an erscheinen sie [Mann und Frau] als ,Einheit von zweien‘, und das bedeutet die Überwindung der ursprünglichen Einsamkeit, in welcher der Mensch ,keine Hilfe fand, die ihm entsprach‘ (Gen 2,20). Handelt es sich hier nur um die ,Hilfe‘ bei der Arbeit, beim ,Unterwerfen der Erde‘ (vgl. Gen 1,28)? Mit Sicherheit handelt es sich um die Lebensgefährtin, mit der sich der Mann als mit seiner Frau verbinden kann, so dass er ,ein Fleisch‘ mit ihr wird und deshalb ,Vater und Mutter verlässt‘ (vgl. Gen 2,24).
Die vitale Verschiedenheit ist auf die Gemeinschaft ausgerichtet und wird in friedlicher Weise gelebt, wie es im Thema des Nacktseins zum Ausdruck kommt. „Beide, Adam und Eva, waren nackt, aber sie schämten sich nicht voreinander“ (Gen 2,25). Der menschliche Leib, der vom Siegel der Männlichkeit bzw. der Weiblichkeit geprägt ist, „umfasst von ,Anfang‘ an auch die Eigenschaft des ,Bräutlichen‘, das heißt die Fähigkeit, der Liebe Ausdruck zu geben: jener Liebe, in welcher der Mensch als Person Geschenk wird und – durch dieses Geschenk – den eigentlichen Sinn seines Seins und seiner Existenz verwirklicht“. In der weiteren Auslegung dieser Verse der Genesis fährt der Heilige Vater fort: „In dieser seiner Besonderheit ist der Leib Ausdruck des Geistes und dazu gerufen, gerade im Mysterium der Schöpfung in der Gemeinschaft der Personen ,das Ebenbild Gottes‘ zu sein“.
Einer für den anderen
In der gleichen bräutlichen Perspektive versteht man, in welchem Sinn der alte Bericht der Genesis erkennen lässt, wie die Frau in ihrem tiefsten und ursprünglichsten Sein „für den anderen“ (vgl. 1 Kor 11,9) da ist. Diese Aussage will in keiner Weise eine Entfremdung heraufbeschwören. Sie bringt vielmehr einen grundlegenden Aspekt der Ähnlichkeit mit der heiligen Dreifaltigkeit zum Ausdruck, deren Personen sich durch das Kommen Christi als Gemeinschaft der gegenseitigen Liebe offenbaren. „In der ,Einheit der zwei‘ sind Mann und Frau von Anfang an gerufen, nicht nur ,nebeneinander‘ oder ,miteinander‘, sondern auch einer für den anderen zu leben … Der Text von Gen 2,18-25 weist darauf hin, dass die Ehe die erste und gewissermaßen grundlegende Dimension dieser Berufung ist.
Berufung
Allerdings nicht die einzige. Die gesamte Geschichte des Menschen auf Erden vollzieht sich im Rahmen dieser Berufung. Aufgrund des Prinzips, dass in der interpersonalen ,Gemeinschaft‘ einer ,für‘ den anderen da ist, entwickelt sich in dieser Geschichte die Integration dessen, was ,männlich‘ und was ,weiblich‘ ist, in das von Gott gewollte Menschsein“.
Die friedliche Schau am Ende des zweiten Schöpfungsberichts ist ein Echo jenes „sehr gut“, das im ersten Bericht die Erschaffung des ersten Menschenpaares abgeschlossen hat. Hier ist die Herzmitte des ursprünglichen Planes Gottes und der tiefsten Wahrheit über Mann und Frau, so wie Gott sie gewollt und geschaffen hat. Diese ursprünglichen Verfügungen des Schöpfers, wie sehr sie auch durch die Sünde entstellt und verdunkelt sind, können niemals zunichte gemacht werden.
In dieser tragischen Situation gehen jene Gleichheit, Achtung und Liebe verloren, die für die Beziehung von Mann und Frau nach dem ursprünglichen Plan Gottes erforderlich sind.
Im nächsten Teil der Serie geht es um die geschlechtlichen Unterschiede im biologischen aber auch im psychologisch-affektiven Bereich.