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Großeltern nehmen einen immer wichtigeren Platz im Leben unserer Kinder ein – sie kochen für sie, holen sie vom Kindergarten ab, gehen mit ihnen spazieren, etc. Sie erziehen unsere Kinder mit, auch wenn uns das nicht bewusst ist – durch ihre Besuche, Herzlichkeit und Beziehung zu unseren Kindern. Ihre Aufgabe ist nicht mit der Aufgabe von Eltern zu vergleichen, aber für unsere Kinder von großer Bedeutung.
Gute Großeltern verstehen es, ihren Enkeln ein Verständnis über Generationen hinweg zu vermitteln bis hin zu einer innigen und freundschaftlichen Beziehung, die erzieherische Aspekte weit hinter sich lässt. Dies ist sehr positiv, da Ratschläge von Großeltern nicht als Zurechtweisungen oder Pflichterfüllung verstanden werden. Auch die Großeltern profitieren von einer guten Beziehung, die ihrem Leben einen neuen Sinn gibt: sie erfreuen sich an ihren Enkelkindern und werden wieder jung, etc. Für die Enkel stellen die Gespräche mit Großeltern eine neue Dimension im Leben dar. Für uns Eltern stellen die Großeltern einen großen Schatz an Erfahrung und Wissen dar, wie auch die Sicherheit, unsere Kinder in guten Händen zu wissen, wenn wir außer Haus sind.
Die verbreitetsten Probleme
Von Beginn an sollten wir uns über die Grenzen in der Beziehung zwischen Großeltern, Kindern und Eltern im Klaren sein. Eine Gefahr besteht darin, dass sich die Großeltern in das Eheleben ihrer Kinder oder in die Erziehung ihrer Enkelkinder einmischen, ohne Grenzen zu respektieren. Oder die Eltern konnten diese Grenzen nicht aufstellen, weil es ihnen zu mühsam war. Dann entwickeln sich oft Probleme, weil die Großeltern einen großen Druck auf die Eltern ausüben, deren Entscheidungsfreiheit einschränken und diese am Ende die Erziehung den Großeltern überlassen.
In manchen Fällen, insbesondere wenn beide Elternteile außer Haus arbeiten, wird die Verfügbarkeit der Großeltern überstrapaziert, ohne Rücksicht auf ihr wohlverdientes Recht auf Erholung. Manchmal sorgen sich Großeltern auch um die Erziehung ihrer Enkelkinder, weil die Eltern heutzutage viel weniger Zeit mit den Kindern verbringen als noch vor ein bis zwei Generationen, und mischen sich deshalb in das Eheleben und Erziehungsfragen ein. Einige Großeltern sehen sich nicht imstande, die Kräfte für die Betreuung ihrer Enkelkinder aufzubringen, und empfinden sie daher als eine Belastung.
Ratschläge für die Eltern
Wenn wir uns um eine Kinderbetreuung umschauen, sollten wir das Wohl aller im Sinne haben. Dabei müssen wir die notwendige Erholung und räumliche Abgrenzung der Großeltern respektieren. Auch Großeltern haben ein Recht auf ein Ehe- und Familienleben!
Wenn wir die Großeltern als Betreuung für unsere Kinder einsetzen wollen, sollten wir nicht in Rechtfertigungen verfallen: „Ich weiß, dass meine Mutter das erwartet …; dass mein Vater sich schon immer darauf gefreut hat …; dass wir die Kinder nicht so lange alleine lassen können; weil sie uns das Zimmer hergerichtet haben, müssen wir jetzt …“.
Seien wir offen und großzügig im Gespräch mit den Großeltern. Hören wir auf ihre Ratschläge und Ängste! Aber dann müssen wir tun, was wir für richtig halten. Dabei sollen wir jedoch immer den Anteil, den die Großeltern an der Betreuung unserer Kinder leisten, achten und dankbar annehmen. Die Beteiligung von Großeltern an der Betreuung unserer Kinder stellt immer eine große Bereicherung für die psychische Gesundheit unserer Kinder dar. Aber für die Großeltern ist es oft eine große Belastung, auch wenn sie die Enkelkinder sehr gerne haben und sie ihnen viel Freude bereiten.
Wenn die Großeltern schon gestorben sind
Wenn ein Großelternteil verwitwet ist, sollte sie/er den Enkelkindern oft von ihrem Ehepartner/seiner Ehepartnerin erzählen. Damit lernen die Enkelkinder auch ihren verstorbenen Großvater oder ihre Großmutter kennen und verstehen sich als Teil der Geschichte. Die Großeltern sollten auch oft von ihrer Beziehung zueinander erzählen und wie sie gemeinsam ihr Leben verbrachten. Wenn beide Großeltern schon verstorben sind, ist es Aufgabe der Eltern, dieses Bewusstsein bei den Kindern zu wecken – durch alte Fotos und Dokumente –, um dem Kind seine Wurzeln zu vermitteln und das Leben anderer Menschen verstehen zu lernen.
Und wenn es Streit gibt?
Kinder bekommen praktisch alles mit. Wenn wir uns schlecht mit unseren Schwiegereltern/Schwiegerkindern verstehen, müssen wir sie zumindest als Eltern unseres Ehepartners/als Ehepartner unseres Kindes schätzen. Dabei gilt es auch, das Recht unserer Kinder, ihre eigenen Großeltern kennen und lieben zu lernen, so wie sie sind, zu respektieren. Wenn wir eine schlechte Beziehung leben, fördern wir kritisches Verhalten, Bevorzugungen und „Lieblingsenkerl“! Wir bringen unser Kind in die schwierige Situation, wählen, zurückweisen oder bevorzugen zu müssen. Das ist für ein Kind sehr hart und gefährlich. Daher sollten wir uns über Vorurteile hinwegsetzen und unsere Kindern niemals ihrer eigenen Großeltern berauben, auch wenn es uns schwer fällt; für ein Kind ist die Beziehung zu seinen Großeltern immer bereichernd.
Wenn die Großeltern in einer anderen Stadt leben
Die Beziehung zu den Großeltern müssen wir immer fördern, auch wenn wir weit von ihnen entfernt wohnen. Dies erfordert entsprechend mehr Bemühung um eine Beziehung, die aber immer mit wertvollen Erfahrungen für unsere Kinder belohnt wird. Die Enkelkinder sollten zumindest jede Woche mit ihren Großeltern telefonieren, um ihnen ihre alltäglichen Erlebnisse zu berichten.
Damit bleiben die Großeltern zumindest geistig mit den Enkelkindern und ihren Sorgen und Anliegen verbunden, wenn sie auch physisch selten zusammen sind. Die Großeltern freuen sich über die Ausführungen jedes einzelnen Enkelkindes. Darüber hinaus sollte – je nach Möglichkeit – alle drei Monate ein Besuch bei den Großeltern eingeplant werden, aber auch den Großeltern der Besuch der Enkelkinder schmackhaft gemacht werden. Die Ferien stellen eine willkommene Gelegenheit dar, die Beziehung zwischen Großeltern und Enkelkindern zu intensivieren. Die Kinder können einzeln im Turnus einige Tage bei den Großeltern verbringen. Dann lernen sie sich individuell kennen, und die Großeltern werden die Besonderheiten jedes einzelnen Kindes schätzen lernen.
Die Eltern erziehen – die Großeltern genießen
In der Beziehung zwischen Großeltern, Eltern und Kindern muss man die Aufgaben aller Beteiligten gut unterscheiden. Die Kinder wissen genau, dass die Beziehung zu den Großeltern anders ist als zu den eigenen Eltern. Bei den Großeltern darf es auch einmal etwas lockerer zugehen, und gewisse Dinge dürfen erlaubt sein, die zu Hause verboten sind. Die Eltern müssen sich auch bewusst sein, dass sie ihre eigenen Eltern weder verändern noch erziehen sollen. Gegenüber den eigenen Eltern braucht es immer mehr Flexibilität, Verständnis und Nachgeben. Es darf kein Grund für Zwistigkeit sein, wenn unsere Kinder bei ihren Großeltern naschen, im Wohnzimmer essen oder die Füße auf das Sofa legen dürfen. Kinder können unterschiedliche Regeln an verschiedenen Orten gut akzeptieren. Und vielleicht genießen es die Großeltern ja auch, wenn sie ihren Enkelkindern die eine oder andere Besonderheit gönnen können.
DAS ABC FÜR EINE GUTE BEZIEHUNG ZWISCHEN ELTERN UND GROßELTERN
1. Die Kräfte und die Gesundheit der Großeltern richtig einschätzen.
2. Klarstellen, dass die Erziehung Aufgabe der Eltern ist, aber die Großeltern eine wichtige Unterstützung darstellen. Die letzte Entscheidung der Eltern ist immer zu respektieren.
3. Über die Kriterien und Pläne bei der Erziehung mit den Großeltern diskutieren: Gewohnheiten beim Essen, Schlafrhythmus der Kinder, etc.
4. Niemals vor den Enkelkindern Probleme besprechen. Wenn Probleme bestehen, sollen niemals die Kriterien der Eltern hinterfragt, sondern Lösungen gesucht werden.
5. Wenn man in Erziehungsthemen unterschiedlicher Meinung ist, Verständnis zeigen. Für beide Seiten ist dies ein schwer lösbarer Konflikt.
6. Großeltern müssen die Freude entdecken, den eigenen Kindern bei der Betreuung der Enkelkinder zu helfen.
7. Letztendlich ist die Liebe und das Vertrauen, das Großeltern ihren Enkelkindern schenken, ein unersetzliches und unbezahlbares Geschenk.
Auszüge aus einem Artikel von: Ana Aznar, Charo Gonzalez Martin, in: “Hacer Familia”, No 144