Jungs im Abseits

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Leonard Sax

Kösel-Verlag

Die Erkenntnis, dass mittlerweile Jungs anders als noch vor Jahrzehnten die Bildungsverlierer sind, ist längst zum Allgemeinplatz geworden. Aber was sind die Ursachen insbesondere für ihre mangelnde Motivation? Was könnten Lösungsansätze des immer weiter verbreiteten Problems sein? In der aktuellen Debatte bietet das jetzt auch auf Deutsch erschienene Buch des US-amerikanischen Psychologen und Kinderarztes Leonard Sax interessante Diskussionsbeiträge.

Die schulischen Defizite der Jungen führt Leonard Sax in diesem anschaulich und überzeugend geschriebenen Buch vor allem auf fünf Komplexe zurück: 

  • Schul- und Unterrichtsformen, die zu wenig auf die – von Mädchen verschiedenen – Entwicklungsprozesse der Jungen eingehen; 
  • der zu hohe Konsum von häufig gewaltverherrlichenden Video- und Computerspielen mit einer künstlichen, isolierten Welt (ab sechs Stunden wöchentlich wird es laut Sax bedenklich); 
  • Veränderungen im Hormonsystem durch Giftstoffe in Plastikflaschen und Lebensmitteln; 
  • eine übertriebene Medikation bei der Behandlung von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyperaktivität (ADHS) und 
  • schließlich fehlende männliche Vorbilder im Bildungswesen.

Ein Weg aus der Krise

Ein möglicher Weg aus der Krise – wenn auch nicht „das Allheilmittel, aber ein guter Anfang“ – ist seinen Studien zufolge der getrennte Unterricht, um den teilweise stark voneinander abweichenden Bedürfnissen von Jungen und Mädchen besser gerecht zu werden. Gerade bei der Einschulung ist das männliche Geschlecht seiner Erfahrung nach oft kognitiv und physisch noch nicht so weit wie das weibliche und daher bald frustriert. Diese Problematik erfordere einen anderen Unterricht, wofür Lehrer speziell ausgebildet und Schulbücher auch unterschiedlich aufbereitet werden müssten.

Die Lektüre und die Auseinandersetzung mit den Thesen dieses Buches lohnt sich, wenn man Wege finden will, das Bildungsdefizit der Jungen gegenüber den Mädchen aufzuholen.