—
(Foto: Han Ruan Yuan He)
Filmische Qualität: | 4 / 5 |
Regie: | Mika Kaurismäki |
Darsteller: | Anna-Maija Tuokko, Pak Hon Chu, Lucas Hsuan, Vesa-Matti Loiri und Kari Väänänen |
Land, Jahr: | Finnland, China, Großbritannien 2019 |
Laufzeit: | 118 Minuten |
Genre: | |
Publikum: | ab 12 Jahren |
Einschränkungen: | |
im Kino: | 8/2020 |
Ein abgelegenes Dorf im finnischen Lappland. Aus einem Bus steigt ein junger Mann mit einem Kind: Der chinesische Koch Cheng (Pak Hon Chu) sucht nach einem alten finnischen Freund, den jedoch niemand zu kennen scheint. Die Cafébesitzerin Sirkka (Anna-Maija Toukko) bietet ihm eine Unterkunft an; dafür hilft Cheng ihr in der Küche. Bald lernen die Einheimischen die chinesische Küche kennen und schätzen. Cheng fühlt sich immer wohler dort — was auf Gegenseitigkeit stößt. Plötzlich sind drei Monaten um, und Chengs Touristenvisum läuft ab …
Regisseur Mika Kaurismäki erzählt minimalistisch, wobei die Landschaft und die Musik in seinem Film eine zentrale Rolle spielen. „Master Cheng in Pohjanjoki“ schildert die Begegnung zweier Kulturen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ein Beitrag zu einer positiven Globalisierung, die Menschen näher bringt, statt sie gegeneinander aufzubringen.
Interview mit Drehbuchautor und Regisseur Mika Kaurismäki
Wie sind Sie auf den Gedanken für Ihren Film gekommen? Er erinnert an „Babettes Fest“, in dem eine französische Meisterköchin mit ihren Kochkünsten einfache Menschen in einem kleinen dänischen Dorf glücklich macht. Aber der geografische wie kulturelle „Abstand“ China — Lappland ist weitaus größer ?
Ich bin seit Jahrzehnten ein großer Lappland-Fan, fahre dorthin mindestens zweimal im Jahr, einmal im Sommer und einmal im Winter, meistens in der Weihnachtszeit, wenn es dort ganz dunkel ist und kaum Touristen zu sehen sind. Als ich aber Weihnachten 2017 mit meiner Familie dort ankam, war ich erstaunt, dass es im kleinen Dorf Saariselkä vor Menschen wimmelte. Es handelte sich um chinesische Touristen. Die „chinesische Invasion“ in Lappland hatte tatsächlich angefangen. Als dann mein Drehbuchautor mir erzählte, dass er sich für chinesische Traditionen und besonders für die traditionelle Medizin interessiert, in der das Essen eine sehr große Rolle spielt, kam mir die Idee, beide Aspekte zu verbinden, einen Film über eine positive Basisglobalisierung zu machen, wo das Essen zwei ganz unterschiedliche Kulturen verbindet. Es war mir von Anfang an klar, dass ich einen Feel-Good-Film machen wollte, der Leute zusammenführt statt sie voneinander zu trennen.
Ist Pak Hon Chu ein guter Koch, oder musste er sich die Kochkünste für den Film aneignen? Können Sie etwas über die in Deutschland unbekannte Anna-Maija Tuokko erzählen?
Da der Plot ziemlich einfach ist, beruht der Film hauptsächlich auf Atmosphäre sowie auf Präsenz und Arbeit der Schauspieler. Deshalb war es mir super wichtig, dass sie sehr professionell sind. Chu Pak Hong ist zweimal zum besten (Theater-)Schauspieler Hong Kongs gewählt worden. Als ich ihn aber fragte, ob er kochen kann, antwortete er, dass er nur Tee und Fertignudeln kochen kann. Also musste er einiges für die Rolle dazulernen. Mit Hilfe eines chinesischen Master Chefs haben wir dann die Küchenszenen einigermaßen gemeistert. Anna-Maija Tuokko hat eine große Karriere sowohl im Helsinki Stadttheater als auch im Finnischen Nationaltheater gemacht. Die beiden haben erst kürzlich angefangen, im Kino zu arbeiten. „Master Cheng“ war für Chu Pak Hong sein erster Kino-Langspielfilm überhaupt. Für Anna-Maija (Tuokko) war es auch eine ihrer ersten Hauptrollen. Obwohl Kari Väänänen und Vesa-Matti Loiri finnische Kino-Ikonen sind, haben die beiden ebenfalls große Karrieren auf der Bühne hinter sich. Für mich war aber auch sehr wichtig, dass die beiden ein langes und liebevolles Verhältnis zu Lappland haben. Kari Väänänen ist sogar in Lappland geboren, und lebt seit zwanzig Jahren wieder in Lappland. Auch Vesa-Matti Loiri hat dort ein Haus. Die Seele der beiden ruht in Lappland. Deshalb sind sie glaubwürdig in ihren Rollen als lokale Einwohner. Der kleine Lucas Hsuan, der den Sohn von Master Cheng spielt, war der einzige „Laiendarsteller“. Aber er war so talentiert, dass er seine erste Rolle in einem Film überhaupt wie ein richtiger Profi gemeistert hat.
In dem Film geht es um unterschiedliche Kulturen. Cheng sagt aber einmal: „Menschen glücklich machen, ist wichtig. Gutes Essen macht Menschen glücklich“. Gilt das universell?
Die „Botschaft“ des Films heißt ja „zusammenführen statt trennen“. Wie kann man besser Menschen zusammenführen als durch gutes Essen? Die beiden Figuren, Sirkka und Cheng, suchen das Glück, was ihnen fehlt, und durch das Essen finden sie es endlich. Das Essen ist natürlich nur ein Mittel, nicht das Ziel. Ich denke, es ist universell; in ihren Grundbedürfnissen und Grundgefühlen sind Menschen ziemlich gleich unabhängig davon, wo sie auf der Welt leben. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen, ich habe ja in vielen Kulturen und Ländern gewohnt.
In einem Dialog zwischen Chen und Romppainen geht es um Hoffnung. Meinen Sie das auch allgemeiner, eben als Metapher für unsere Zeit?
Absolut meine ich es als Metapher für unsere Zeit; solange wir nicht aufgeben, gibt es Hoffnung. Es stehen so viele soziale und ökologische Herausforderungen vor uns, und ohne Hoffnung können wir sie nicht meistern. Aber Hoffnung alleine reicht natürlich nicht, man muss auch etwas für sein Glück tun.
In der Filmmusik sind sowohl finnische als auch chinesische Klänge zu hören. Wie haben Sie die Musik ausgewählt?
Mit meinem Filmkomponisten Anssi Tikanmäki und seinen zwei Söhnen haben wir dann entschieden, dass wir ein typisches Instrument aus beiden Kulturen wählen und sie in verschiedenen musikalischen Themen mischen. Das typische finnische Instrument ist Ziehharmonika und das chinesische ist Erhu, eine zweiseitige Röhrenspießlaute, „eine chinesische Geige“. Erhu und Harmonika haben überraschend gut zusammengepasst, und wir haben die Kombination sehr oft genutzt. Der Film beginnt gleich mit einem Thema mit nur diesen zwei Instrumenten. Zusätzlich gibt es auch typische Lieder aus beiden Kulturen, wie z.B. den finnischen „Lapin Tango“ von dem großen Unto Mononen und das alte Volkslied, das der Cheng auf dem See singt.