Vor kurzem hörte ich von einem jungen Ehepaar, die gerade ihr erstes Kind bekommen hatten, wie sie sich den Kopf darüber zerbrachen, welchen Namen sie ihrem Kind geben könnten, der sowohl für ein Mädchen wie für einen Jungen passt. „Wir suchen einen Namen, der unser Kind nicht festlegt, ob es einmal ein Junge oder ein Mädchen werden will. Es soll das später einmal selbst entscheiden können.“

Ein paar Geschichten zur Gender-Ideologie, auf die sich jeder selbst seinen Reim machen kann.

Mein süßer, kleiner Trecker

„Sehen sie!“ wandte sie sich mit stolzer Stimme an Alice. „Wir bemühen uns, unsere Kinder nicht durch geschlechtsspezifisches Spielzeug in eine bestimmte Rolle zu drängen. Sophie bekommt genau dasselbe Spielzeug, das Cyril bekommen hat. Wir legen sehr viel Wert darauf, dass sie nicht in die traditionelle Frauenrolle gedrängt wird, wie es heute noch so viele Mädchen erleben müssen. Sie hat in ihrem ganzen Leben noch keine einzige Puppe besessen. Sie ist einfach verrückt nach traditionellem Jungen-Spielzeug. Sie liebt diesen Traktor abgöttisch, er ist ihr ein und alles. Nicht wahr, Liebling?“

Sie wandte sich an die kleine, untersetzte Gestalt, die sich hinter ihr versteckt hielt und Alice misstrauisch beobachtete. „Bitte Sophie, Liebling, dein Traktor. Hier hat er sich die ganze Zeit versteckt. Zieh ihn doch mal auf und zeige Mrs. Saunders, wie toll er sogar auf dem Teppich läuft! Er hat nämlich drei verschiedene Geschwindigkeitsstufen und einen Rückwärtsgang, so dass sie…“

Inzwischen hatte Sophie den Traktor ergriffen und drückte ihn an ihre Brust.

„Nein“, sagte sie bestimmt. „Nein, mein kleiner Trecker ist müde. Er wird heute nicht mehr aufgezogen, es ist Zeit fürs Bett.“ Sie schlang eine Wolljacke um das Fahrzeug, presste es wieder an ihre Brust, marschierte aus dem Zimmer und sang dabei leise: „Mein süßer, kleiner Trecker geht jetzt in die Heia. Sei ein lieber kleiner Trecker und geh mit der Mami in die Heia…“

Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde Mrs. Benson in Tränen ausbrechen. Dann riss sie sich aber zusammen.

„Nun ja“, bemerkte sie schulterzuckend. Dem hatte auch Alice nichts mehr hinzuzufügen.

(Aus: Celia Fremlin – Zwielicht, Diogenes 1991, S. 106 f.)

Friedenskämpfe

Klassenrat. Die Lehrerin möchte, dass sich die Schüler und Schülerinnen zum Jahresabschluss gegenseitig ein Feedback geben und einen persönlichen Wunsch an die Klasse äußern. Ein Mädchen beginnt: Sie freue sich, dass Barbara ihre Freundin sei und habe außerdem das Klassenlager in Hermatschwil in bester Erinnerung. Die Stimmung dort sei „un-cool“ gewesen.

Ihre Freundin und zwei weitere Mädchen lächeln zustimmend, Blicke werden ausgetauscht. Nun ist die Schülerin neben ihr an der Reihe. Sie sei traurig gewesen, als ihre Freundin Claudia wegzog. Die gute Stimmung in der Klasse habe sie jedoch über den Abschied hinweggetröstet. Für das nächste Jahr wünsche sie sich, dass sie es in die Sekundarschule A schaffe, damit sie später ins Gymnasium eintreten könne. Das Mädchen wirft der Lehrerin einen schüchternen Blick zu. Die Lehrerin lächelt und kommuniziert auf diese Weise Zuversicht.

Nun ist der erste Junge an der Reihe. Liebevoll fordert die Lehrerin ihn auf, sich vor der Klasse über seine Wünsche für das nächste Jahr zu äußern. Der Junge rutscht unruhig auf seinem Stuhl hin und her, scheint irritiert. „Und was wünschst du dir?“, insistiert die Lehrerin. „Einen Swimmingpool auf dem Pausenplatz!“, platzt es schließlich aus dem Schüler heraus. „Nicht doch, du musst Dir etwas wünschen, das unseren Kontakt untereinander betrifft!“, wendet die Lehrerin sogleich ein. Der Junge überlegt, strengt sich an: „Ich wünsche mir mehr Kämpfe!“ Nun reagiert die Pädagogin leicht verärgert: „Nein, etwas Schönes, wie Frieden z.B. solltest du dir wünschen!“ Der Junge zögert, überlegt und verkündet schließlich: „Dann wünsche ich mir halt mehr Friedenskämpfe!“

(Aus: Allan Guggenbühl, Die Schule – ein weibliches Biotop?, in: M.Matzner/W.Tischner, Handbuch Jungen-Pädagogik, Beltz 2008, S. 150)

Diana und ihre Möbel

Als die Möbel aus dem Umzugswagen gehievt wurden, lief Diana eifrig mit einem Maßband von einem Möbelstück zum anderen, um auszumessen, wo im Haus die Möbel hinpassen würden. Als sie die Maße für die Anrichte im Esszimmer nahm, meinte ihr 14jähriger Sohn Cliff nur: Vergiss es. Mama, die passt nicht dahin, wohin du sie haben willst. Viel zu groß!“ Diana maß die Stelle im Haus nach, an die sie sie hatte stellen wollen, und stellte fest, dass Cliff Recht hatte. Sie konnte nicht verstehen, wie er sich ein Möbelstück anschauen und dann wissen konnte, wo es im Haus hinpassen würde und wo nicht. Wie war das möglich? Ganz einfach, er setzte sein räumliches Vorstellungsvermögen ein.

(Aus: A. u. B. Pease, Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken, S. 172)

Selbst Erlebtes

Peter und Verena, er 10 Jahre alt, sie 12, kommen aufgeregt nach Hause und erzählen von einem Verkehrsunfall, den sie gesehen haben. Verena erzählt, wie es passiert ist: „Ein schwarzes Auto überfuhr eine rote Ampel und sauste in ein grünes Auto, das aus der anderen Straße kam. Das hat furchtbar gekracht.“ „Nein“, sagte Peter, „es war ein Golf, der bei rot durchfuhr und voll den Kotflügel des Mercedes erwischt hat.“

Der 4 Jahre alte Kevin war gerade von seiner Mutter am Kindergarten verabschiedet worden. Er marschierte tatenlustig auf die gleichaltrige Marie zu, nahm Boxerstellung ein und forderte sie auf: „Komm, wir kämpfen!“ Marie musterte ihn ruhig und sagte dann lächelnd: „Du hast aber ein schönes, neues T-Shirt an.“


Harald Eia – Das Gleichstellungsparadox