Meine Generation fühlt sich verpflichtet, unsere Fußspuren im Namen der sozialen Gerechtigkeit zu minimieren. Ich lehne dies ab. Ich kann meinen Kindern keinen perfekten Komfort oder Sicherheit in der Welt versprechen. Aber ich kann ihre Welt – unser Zuhause, unser Leben, unsere Familie – zu einem Ankerplatz machen, alles andere permanent in Verwirrung gerät. 

Ich bin Mutter von zwei Kindern, und diese Frage bekomme ich oft von Freunden und Fremden gestellt. Aber meine Antwort ist nicht wichtig. Wichtig ist, was die Frage impliziert.

Ökologische Bedenken

In meiner Altersgruppe der Millennials, vor allem in säkularen Kreisen, gibt es eine Abneigung dagegen, Kinder in „diese Welt“ zu setzen – in eine Welt, die sich für Millennials, die bis vor kurzem als Erwachsene im Allgemeinen frei von bedeutenden gesellschaftspolitischen Umwälzungen gelebt haben, jetzt besonders turbulent anfühlt.

Wir nähern uns dem dritten Jahr einer anhaltenden globalen Pandemie, sehen uns mit einem noch nie da gewesenen Ausmaß an Feindseligkeit über alle politischen Grenzen hinweg konfrontiert und müssen uns mit neuen Ängsten über die langfristigen Gefahren des Klimawandels auseinandersetzen.

Der Kern dieses Zögerns sich fortzupflanzen, ist ein vorherrschendes Gefühl der moralischen Verantwortung – eine Verantwortung, nicht noch mehr Kinder zu bekommen. Wem genau gegenüber wir verantwortlich sind, ist unklar. Gegenüber den Kindern selbst? Gegenüber der Gesellschaft? Gegenüber der Erde? Gegenüber all diesen Dingen?

Ich weiß es nicht, aber eine Tatsache ist klar: Meine Generation fühlt sich verpflichtet, ihren Fußspuren im Namen einer vagen Vorstellung von sozialer Gerechtigkeit einzuschränken.

Ich lehne dies ab.

Dies ist kein Urteil über diejenigen, die sich nach Kindern sehnen, aber keine bekommen können, oder über diejenigen, die sich aufgrund persönlicher Einschränkungen für nur ein oder zwei Kinder entscheiden – nicht jeder kann (oder will) sieben Kinder haben. Vielmehr ist dies eine Überlegung, warum jede Familienplanungsphilosophie, die sich auf den „Stand der Dinge“ stützt, einer zutiefst fehlerhaften Logik entspringt.

Permanente Instabilität

Studien zeigen immer wieder, dass Millennials nicht im gleichen Maße Kinder bekommen wie unsere Boomer-Eltern. Daten des „Centers for Disease Control and Prevention“ (CDC) zeigen, dass wir die niedrigste Geburtenrate seit 1973 erreicht haben und weit unter das Bevölkerungsersatzniveau gesunken sind.

Andere aktuelle CDC-Berichte deuten darauf hin, dass die COVID-bedingte wirtschaftliche Unsicherheit die Geburtenraten in den kommenden Jahren weiter drücken wird. Eine Umfrage von „Morning Consult“ aus dem Jahr 2020 ergab, dass 17 Prozent von fast sechshundert befragten Personen angaben, sie würden die Gründung einer Familie aufgrund der Pandemie auf unbestimmte Zeit verschieben. Andere begründeten ihr Zögern, eine Familie zu gründen, mit der Sorge um die Umwelt, dem Fehlen eines Partners und der persönlichen und globalen Instabilität.

Die Studien zeigen, dass Geißeln wie COVID, soziopolitische Unruhen, wirtschaftliche Herausforderungen und der Klimawandel bei vielen Menschen eine enorme Existenzangst ausgelöst haben, die uns im schlimmsten Fall dazu führt, die Fortpflanzung aufzuschieben oder ganz zu unterlassen. Aber unsere derzeitige globale und kommunale Instabilität ist nicht unbedingt schlimmer als in früheren Zeiten. Es ist nur eine andere Art von Instabilität. Unsere Generation hat weder eine Weltwirtschaftskrise noch einen Weltkrieg oder andere einschneidende Ereignisse erlebt, die unseren soziopolitischen Kontext radikal verändert hätten (auch wenn ein radikaler Umbruch vielleicht noch bevorsteht).

Unabhängig davon, ob wir uns an einem Wendepunkt befinden, ist und war die Welt schon immer zerrüttet. Wenn es sich nicht um politische Unruhen handelt, dann ist es eine globale Pandemie. Wenn es sich nicht um eine gewaltsam entmenschlichende Institution wie die Sklaverei handelt, dann sind es massive wirtschaftliche Umwälzungen.

Derselbe Makel der Brüchigkeit und Sünde zieht sich von Problem zu Problem, von Generation zu Generation, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Wie Dr. Paul Griffiths, ehemaliger Warren-Professor für katholisches Denken an der Duke University, 2016 in einer Rede vor jungen Berufstätigen witzelte: „Wir sind nicht mehr verwirrt. Wir sind nur anders verwirrt.“

Dies wirft eine Frage auf: Sollten wir mit dem Kinderkriegen warten, bis die Welt weniger „verwirrt“ ist? Eine Bejahung würde bedeuten, eine lebensverändernde Entscheidung auf eine falsche Prämisse zu gründen: dass eine utopische Welt auf der Erde erreicht werden kann. Das ist jedoch nicht möglich. Wenn wir auf so eine Welt warten, die John Lennon in „Imagine“ entworfen hat, werden wir noch sehr lange warten müssen.

Wir sind und werden immer verwirrt sein. Die Welt ist und wird immer unsicher sein. Auch wenn es bei Themen wie dem Klimawandel Hinweise auf unausweichliche Krisen gibt, haben Unheil und Chaos schon immer im Verborgenen gelauert. Doch keine globale Krise, egal welchen Ausmaßes, rechtfertigt die lebensverändernde Entscheidung, kinderlos zu bleiben.

Das Leben wird uns immer dazu zwingen, uns unbehaglich zu fühlen. Der Mensch weiß das schon auf biologischer Ebene. Jeder, der schon einmal eine Geburt erlebt hat, weiß, dass sie alles andere als angenehm ist, und dennoch setzen sich Mütter immer wieder bereitwillig diesen unermesslichen Schmerzen aus.

Für das Unwohlsein gemacht

Zum Glück für die Zukunft der Menschheit sind wir nicht für die Bequemlichkeit geschaffen. Wenn wir unser Leben dem Streben nach Bequemlichkeit widmen würden, würden wir uns der größten Geschenke des Lebens, wie Heirat und Kinderkriegen, berauben. Aber was noch wichtiger ist, es würde unsere Herzen auf ewig leerer machen, wenn sie von Vergnügen zu Vergnügen, von Ablenkung zu loberflächlicher Ablenkung eilen. Wie der heilige Augustinus in seinen Bekenntnissen schreibt: „Du hast uns für dich geschaffen, Herr, und unsere Herzen sind unruhig, bis sie in dir ruhen.“

Bischof Robert Barron, der bekannte Prediger und Weihbischof der Erzdiözese Los Angeles, zerlegt häufig das Ethos der Millennials, dass es in unserem Leben im Wesentlichen um uns selbst geht. Das individuelle Streben nach persönlicher Entfaltung ist ein leeres Versprechen.

Wir sind für die Gemeinschaft geschaffen, deren grundlegendste Ebene die Familie ist. Die Familie verleiht dem Leben einen Sinn, ein Ziel und eine Dimension. Sie bringt uns über die engen Grenzen unseres eigenen Ichs hinaus und zwingt uns, zu wachsen.

Wie ein Steinschleifer glättet sie unsere Unvollkommenheiten. Sie bringt uns zum Strahlen, aber sie verlangt im Gegenzug etwas von uns: eine glorreiche, schmerzhafte Selbstentäußerung. Tausend tägliche Tode und Selbstverleugnungen im Austausch für das größte Gut – zu lieben und geliebt zu werden.

Habe ich Angst davor, meine Kinder dem auszusetzen, was in dieser Welt auf sie zukommt? Ich habe keine. Die Frage ist nicht, ob die Prüfungen kommen werden, sondern vielmehr, wenn sie kommen, wie werde ich meine Kinder durch sie begleiten?

Die Arbeit als Mutter hat meine Sorge darüber, wie sehr wir verwirrt sind, eher verringert als verstärkt. Die selbstvergessene tägliche Arbeit der Kindererziehung hat nicht nur ein beispielloses persönliches Wachstum an Tugenden (wie Geduld!) erzwungen, sondern auch das Alltägliche in etwas Außergewöhnliches verwandelt: Wenn ich meinen Kindern dabei zuschaue, wie sie die Welt erleben, wird sie in allen Farben lebendig, und mein Blick wird von den Problemen der Welt auf ihre unbestreitbare Schönheit gelenkt.

Aber darüber hinaus hat es mich zu einem neuen Verständnis der Realität gezwungen: Die damit verbundenen Herausforderungen, die mit morgendlicher Übelkeit und Gliederschmerzen beginnen und mit schlaflosen Nächten und Kämpfen ums Zähneputzen enden, haben mich gezwungen, zu akzeptieren, dass das Leben nicht durchgehend bequem ist und es auch nie sein wird.

Wir müssen lernen, uns damit abzufinden, dass wir auf der Mikroebene (wie lange wir schlafen, was unsere Kinder zu essen wünschen) und auf der Makroebene (was mit unserer Gesellschaft und unserem Planeten geschehen wird) keine Kontrolle haben. Dies ist eine fundiertere, ehrlichere Haltung gegenüber der Realität als eine Haltung der lähmenden Angst.

Ich kann meinen Kindern keinen perfekten Komfort oder Sicherheit in der Welt versprechen. Aber ich kann ihre Welt – unser Zuhause, unser Leben, unsere Familie – zu einem Ankerplatz machen, wenn alles andere permanent in Verwirrung gerät. Das ist die Aufgabe der Kindererziehung. Das ist das Vermächtnis, das wir alle in einer Welt, die unvollkommen ist, immer unvollkommen war und immer unvollkommen sein wird, zu hinterlassen in der Lage sind.

Dieser Artikel wurde mit Genehmigung von „The Public Discourse“ veröffentlicht.