Wir können unseren Kindern beibringen, Bildschirme angemessen und sinnvoll einzusetzen.

Vor einiger Zeit veröffentlichte die New York Times einen interessanten Artikel: Im Silicon Valley beginnt sich eine finstere Einigkeit zwischen Bildschirmen und Kindern zu entwickeln. Es gibt grundsätzlich eine wachsende Bewegung unter den technischen Gurus des Silicon Valley, die die Nutzung von Smartphones und Tablets durch ihre Kinder ernsthaft einschränken möchten. Das ist interessant, aber nicht überraschend.

Mein Mann meint, es sei es ziemlich offensichtlich, dass diese Geräte nicht gut für Kinder sind, vor allem dann nicht, wenn man sie so gebannt auf den Bildschirm starren sieht. Gesunde Kinder sollten herumtollen, draußen spielen und ihre Vorstellungskraft einsetzen. Die meisten Eltern sind sich einig, dass wir die Zeit begrenzen müssen, die unsere Kinder vor dem Bildschirm verbringen. Viele Eltern tun sich schwer damit.

In einer Welt, die von Smartphones und iPads überflutet wird, ist es nicht einfach unseren Kindern, die Zeit einzuteilen, die sie vor dem Bildschirm verbringen. Es ist auch nicht hilfreich, dass viele Schulen auf den Technologiezug aufgesprungen sind und Mittelschüler und sogar jüngere Kinder ein eigenes Tablet besitzen. (Frankreich dagegen hat kürzlich Mobiltelefone und Tablets in Schulen verboten.) Noch schlimmer ist es, wenn alle Freunde Ihrer Kinder über die sozialen Netzwerke kommunizieren oder täglich stundenlang Videospiele spielen, ein häufiges Problem bei Kindern, die die allgemeinen Schulen besuchen.

Homeschooling, kein Druck.

Weil zu viele Technologien die psychische Gesundheit unserer Kinder beeinträchtigen steigen in den USA immer mehr Eltern auf das zugelassene Homeschooling um. Homeschooling ermöglicht es uns, unsere Kinder vor dem „Bedürfnis“ zu schützen, Videospiele zu spielen, fernzusehen und soziale Medien zu nutzen.
Bei den meisten unserer Homeschooling-Freunde spielen Videospiele wie z.B. „Fortnite“ keine Rolle. Diese Freunde besitzen auch keine Tablets oder Handys, so dass der Druck, sie zu haben, nicht vorhanden ist. Wenn unsere Kinder sich mit ihren Freunden treffen, treiben sie Sport oder widmen sich eigener Spiele. Einer der Vorzüge, in einer Homeschool-Gemeinschaft zu sein, besteht darin, dass die meisten Eltern die Bildschirmzeit strikt einschränken und extrem auf das achten, was ihre Kinder sich ansehen.

Unsere Kinder, die ohne Fernseher oder Tablet aufwachsen, haben gelernt, sich selbst zu beschäftigen. Sie spielen fleißig miteinander, bauen Legos, lesen Bücher, fahren Rad, treiben Sport und machen Musik. Unser 13-Jähriger brachte sich beispielsweise das Gitarrenspiel bei, und unser 11-Jähriger das Schlagzeugspielen. Manchmal begleitet unsere älteste Tochter sie auf dem Klavier. Dann haben sie ihre eigene (sehr laute!) Band. Der Spaß, den sie zusammen haben, ist real und lebendig, im Gegensatz zu dem zweifelhaften „Spaß“, auf ein Display zu starren.

Handys sind Cyber-Messer – Werkzeuge, kein Spielzeug

Während mein Mann und ich die Gefahren einer übermäßigen, unangemessenen oder unbeaufsichtigten Bildschirmnutzung erkennen, sehen wir auch den praktischen Nutzen. Wir vergleichen Handys mit Küchenmessern: Beide sind leistungsstarke, oft notwendige Werkzeuge. Beide können jedoch schwere Wunden hinterlassen. Handys sind Cyber-Messer, die tief in unser Leben eingreifen. Aus diesem Grund sollten wir unsere Kinder anleiten, diese Technologien sinnvoll einzusetzen. Wenn wir darüber nachdenken, wie wir die Bildschirmnutzung unserer Kinder einschränken können, vergleichen wir sie mit Messern. Wir würden einem Kleinkind niemals ein Messer zum Spielen geben und wir würden unseren Teenager niemals mit einem Messer unter dem Kissen schlafen lassen. Handys werden wie Messer am besten als Werkzeuge und nicht als Spielzeug verwendet.

Wir möchten unseren Kindern beibringen, die Technologie richtig und mäßig einzusetzen. Daher erlauben wir die Verwendung von Computern zum Schreiben von Artikeln, für Recherchen, für mathematische Übungen oder zum Auswendiglernen von Vokabeln in einem Quiz. Nachdem die Hausarbeit, die Schularbeit und die Klavierübungen abgeschlossen sind, können die beiden älteren Jungen den Computer verwenden, um ihre eigenen Spiele zu programmieren, Grafiken zu entwerfen, Heimvideos zu erstellen oder Musik zu komponieren. Normalerweise haben sie 30-45 Minuten für solche Projekte. Wir stoppen die Zeiten und wenn sie abgelaufen ist, wird der Computer sofort ausgeschaltet oder sie erhalten Computerverbot. Wir erlauben kein Surfen im Internet. Auf ihrer Seite des Computers sind nur sehr wenige Websites zugelassen.

Wir möchten sicherstellen, dass wir alle Bildschirme als Werkzeuge verwenden sollten, während wir gleichzeitig die Gefahren erkennen, die sie darstellen. Wir nutzen diese Zeiten auch als Gelegenheit, um Selbstbeherrschung zu üben.

Und wenn sie älter sind …

Zu Beginn des Schuljahres haben wir unserer 16-jährigen Tochter widerwillig ein Handy gegeben, hauptsächlich zur Koordinierung ihrer Fahrgemeinschaften. Um eine übermäßige oder unangemessene Verwendung zu vermeiden, haben wir Apps und das Internet deaktiviert. Sie nutzt das Telefon zum Schreiben von SMS, oder E-Mails und zum Telefonieren. Sie darf das Telefon während der Hausaufgaben nicht benutzen. Sie muss das Telefon um 21:00 Uhr abgeben und darf es nachts nicht in ihrem Zimmer haben. Sie hat keinen Zugang zu sozialen Netzwerken.

Glücklicherweise setzt ihr Gymnasium zusätzliche Grenzen: Schüler dürfen während der Schulzeit kein Mobiltelefon benutzen. Laptops sind in der Cafeteria nicht gestattet, so dass die Mädchen echte Freundschaften und soziale Fähigkeiten entwickeln können. Ich habe sie mehrmals gefragt, ob sie sich sozial ausgeschlossen fühlt, weil sie keine sozialen Netzwerke hat. Es stellt sich heraus, dass viele ihrer Freunde auch keine sozialen Medien nutzen. Ich weiß, dass dies für die meisten Mädchen im Teenageralter sehr ungewöhnlich ist, aber zum Glück hat sie gute Freunde gefunden, die ähnlich ticken.

Auf der anderen Seite der Altersskala bekommen unsere jüngeren Kinder sehr wenig Bildschirmzeit. Hin und wieder lassen wir unsere sieben Jahre alte Tochter alte Fotos ansehen, im kommenden Sommer kommen Heimvideos am Computer dazu. Leider kann sie sogar das süchtig machen, deshalb ist die Nutzung besonderen Situationen, wie z.B. Krankheiten, vorbehalten. Unser Neunjähriger darf seine Multiplikationstabellen am Computer üben, und in kommenden Sommer lassen wir ihn ein Schreibprogramm verwenden.

Abgesehen von den Gefahren des Internets ist uns der Suchtfaktor des Bildschirms sehr bewusst. Kinder werden im Allgemeinen vom Display angezogen – selbst der 18-Jährige versucht, das Smartphone zu greifen, wenn wir versuchen ihn zu fotografieren! Je mehr wir die Kinder am Computer „spielen lassen“, desto mehr verlangen sie danach. Deshalb agieren wir mit strikten Regeln und Sanktionen.

Und dennoch beklagen sich unsere Kinder selten über die Begrenzung der Bildschirmzeit. Die Älteren verstehen die Gefahren von Pornographie und Internetsucht. Sie wissen, dass Videospiele Jungen anfällig für Gewalt machen und dass soziale Netzwerke dazu führen, dass Mädchen Depressionen und Angstzustände haben. Sie wissen, dass wir versuchen, ihren Geist und ihre Seele zu schützen.

Familienunterhaltung

Außerdem besitzen wir keinen Fernseher. Stattdessen widmen wir Freitagabende Familienspielen (Brettspielen – keine Videospiele), Samstagabende Kinofilmen (wir streamen Filme über einen Beamer) und Sonntagnacht Familiengesprächen. Am Sonntagabend spielen die Kinder ein Klavierstück, rezitieren Gedichte und dann sitzen wir alle herum und reden einfach. Wir sprechen oft über den Film, den wir am Abend zuvor gesehen haben – die Vor-und Nachteile und welche Lehren wir daraus ziehen. Wir möchten, dass die Kinder lernen, wie man einen Film sieht, um kritisch darüber nachzudenken.

Das Wichtigste für uns Eltern ist, dass wir unseren Umgang mit eigenen Bildschirmen bewusst steuern. Wie können wir denn von unseren Kindern erwarten, dass sie Handys und Computer sinnvoll nutzen, wenn wir selbst oft damit beschäftigt sind?

Ich selbst neige dazu, E-Mails und Textnachrichten zu oft zu überprüfen. Ich muss darauf achten, dass ich das Smartphone tagsüber in der Schule in einem anderen Raum aufbewahre und ich sollte mein Handy abends neben das meiner Tochter ins Arbeitszimmer legen und meine eigene Nutzung überwachen. (Meine Kinder sind ziemlich gut darin, es für mich zu überwachen: Oh Mutter, da steht, dass Du heute eine Stunde am Telefon warst!) Ich bemühe mich, ein Vorbild zu sein, damit unsere Kinder das Bedürfnis nach bewusstem Umgang erkennen und entwickeln können.

Unsere Familie ist nicht die einzige mit der Einstellung, wie wir die Informationstechnologie einsetzen und nutzen. Wir kennen viele Familien, die ähnliche Praktiken haben. Ihre Kinder sind körperlich und emotional gesund. Die vernünftige Mediennutzung besteht darin, dass wir unseren Kindern beibringen können, Technologie klug und angemessen einzusetzen.


Aus dem Amerikanischen von Dagmar und Thomas Werner