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Der Advent soll eine Zeit der Besinnung und inneren Vorbereitung auf das Weihnachtsfest sein. Aber wie geht das, wenn man doch vor Weihnachten immer besonders viel zu tun hat? Wir hatten den „virtuellen Adventskalender“ ausprobiert. Aber es gibt noch mehr…
Wozu Kirchgang?
Wie wäre es zum Beispiel mit einem häufigeren Besuch des Gottesdienstes? Manche unter uns werden den Kopf schütteln – entweder weil das für sie ohnehin normal ist und dazu gehört, oder aber (inzwischen dürfte das der häufigere Fall sein) weil es ihnen unverständlich ist, nach dem Motto „beten kann ich doch überall…“. Es ist aber des Nachdenkens wert, denn der Besuch des Sonntagsgottesdienstes1 ist zusammen mit der Wohltätigkeit (Nächstenliebe…) der ursprünglichste und elementarste Ausdruck des Christseins2. Außerdem gibt es kaum etwas, das die Praxis des Glaubens in der Familie so stärkt wie der regelmäßige gemeinsame Kirchgang. In der Hl. Messe und im Gespräch und Gebet im Familienkreis wird der Glaube an die Kinder weitergegeben, mehr als bei allen anderen Anlässen und Verrichtungen zusammengenommen.
Sunday Challenge…
Es lohnt sich also, die Adventssonntage entsprechend zu nutzen und regelmäßig zur Kirche zu gehen, am besten im Familienkreis. Wer es am Sonntagmorgen nicht schafft, dem steht fast überall eine Abendmesse zur Verfügung – gerade in der Adventszeit eine attraktive Alternative, kommt doch die adventliche Stimmung mit Kerzenschein noch verstärkend hinzu. Und wenn wir es vor lauter „Wochenende“ und gesellschaftlicher Geschäftigkeit (manchmal auch beruflicher Belastung am Sonntag) trotzdem nicht geschafft haben, dann konzentrieren wir uns eben um so mehr auf den nächsten Sonntag…
Und warum laden wir dann nicht gleich auch einmal Freunde oder Bekannte dazu ein mitzugehen? Nicht wenige Menschen sind trotz oberflächlich weltlichen Auftretens doch eigentlich ganz froh, wenn jemand mal mit gutem Beispiel vorangeht, und sie folgen dann nicht ungern, was sich in nur scheinbar abwiegelnden Sätzen verrät, wie „na ja, warum eigentlich nicht…?“
Mehr Urchristliches
Neben dem Besuch der Sonntagsmesse gibt es – nicht als Ersatz (außer im Krankheitsfall), sondern als Ergänzung – die schöne Tradition der Hausandacht. Auch das ist eine uralte, frühchristliche Tradition. Im Familienkreis eine adventliche Andacht zu halten, das klingt für viele Zeitgenossen zunächst befremdlich, weil sie sich darunter eine Art selbstgemachten Gottesdienst vorstellen; und das wäre ihnen dann verständlicherweise peinlich. Aber darum geht es nicht. Hausandachten sind schlicht und kurz und jedermann zugänglich, eigentlich nur Hilfen zum gemeinsamen Gebet. Für Familien mit kleineren Kindern eignet sich dafür sicher die Zeit vor dem Schlafengehen, zumal man dann auch während der Woche einmal kurz den Adventskranz anzünden kann. Das Ganze dauert nur wenige Minuten, und eine einfache Anleitung findet man im Gebetbuch („Gotteslob“ Nr. 25).
„Bonus“ für Fortgeschrittene
Für Suchende und Experimentierfreudige gibt es in der Adventszeit aber noch etwas ganz Besonderes, eine alte Tradition, deren Wiederbelebung sehr vielversprechend ist: „Rorate-Messen“3, die an Werktagen zu früher Morgenstunde stattfinden. Wetten wir mit einem Freund, dass wir das wenigstens ein Mal im Advent schaffen? Wenn man sich tatsächlich aufgerafft hat und den Tag mit einer halben Stunde Frühmesse begonnen hat, dann stellt sich fast immer ein Gefühl der Ruhe und Dankbarkeit ein, das den ganzen Tag anhält4. Alle reden davon, welche Glücksgefühle von körperlicher Ertüchtigung ausgehen, Langstreckenläufen und so… Aber das kann sich nicht messen mit dem spirituellen Gewinn aus einer andachtsvoll mitgefeierten Frühmesse.
Und ein passender Filmtipp
Es gibt auch etwas für Couch-Potatoes oder maximal Gestresste, die vor lauter Arbeit und Mühe nur noch ein Bier trinken, die Füße hochlegen und etwas im Fernsehen anschauen möchten. Das ist auch legitim, und dafür kann ich aus eigener Erfahrung eine bemerkenswerte Filmproduktion über das Leben Jesu empfehlen. Wirklich anrührend, ungewöhnlich, authentisch; kein Hollywood-Produkt und kein Infotainment, sondern eine ernsthafte und nur mit „Crowd-Funding“ produzierte Serie, die nun auch in deutscher Sprache verfügbar wird: „The Chosen“ (von Dallas Jenkins; mit Jonathan Roumie in der Hauptrolle) 5. Darin wird auf innovative Art, einfühlsam und mit theologischem Tiefgang das Leben Jesu mit filmischen Mitteln, aber ohne unbillige Effekte, dargestellt.
Wer also nach einer passenden Produktion für lange Advents-Abende sucht, wird hier fündig. Es sind so viele Folgen im englischen Original, aber auch schon in deutscher Sprache erschienen, dass sich damit eine schöne abendliche Begleitung im Advent gestalten lässt.
Und auch hier gilt: Warum nicht mal Freunde und Bekannte dazu einladen?
[1] In der katholischen Kirche gilt noch immer das urchristliche Prinzip der „Sonntagspflicht“, d.h. die Verpflichtung der Gläubigen, nach Möglichkeit an der Sonntagsmesse teilzunehmen. Wobei es bestimmte Ausnahmen gibt: wenn man auf Reisen ist, oder krank etc.
[1]Der regelmäßige Sonntagsgottesdienst war schon für die ersten Christen ein „Alleinstellungsmerkmal“.
[3]„Rorate“ nach einem Vers aus dem Buch Jesaja; auch im Kirchenlied bekannt: „Tauet Himmel den Gerechten…“. Vgl. https://www.herder.de/gd/lexikon/roratemesse/
[4]Wenn wir es im Advent einmal nicht zur Sonntagsmesse geschafft haben, wäre der Besuch einer Rorate-Messe ein guter Ausgleich an einem der folgenden Tage.
[5]Nicht zu verwechseln mit der Netflix-Serie „The Chosen One“!