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(Foto: Netflix)
Filmische Qualität: | 4 / 5 |
Regie: | Sam Hobkinson |
Darsteller: | |
Land, Jahr: | USA 2020 |
Laufzeit: | 155 Minuten |
Genre: | |
Publikum: | ab 16 Jahren |
Einschränkungen: | Gewalttätige Szenen |
im Kino: | 8/2020 |
Aus der „Fun City“ (Spaß-Stadt) sei in den 1970er Jahren eine „Fear City“ (Stadt der Angst) geworden, heißt es gleich zu Beginn der dreiteiligen Dokumentar-Miniserie „Stadt der Angst: New York gegen die Mafia“ (Fear City: New York vs the Mafia). Denn durch die Mafia sei New York in den siebziger Jahren eine „gesetzlose Stadt, geplagt von Drogen, Gewalt und Mord“ gewesen.
Die Dokuserie, bei der Sam Hobkinson Regie führt, konzentriert sich auf die „fünf unantastbaren Mafia-Familien“, die „die Stadt in ihrer Gewalt hatten“. Die italo-amerikanischen „Five Families“ Bonanno, Colombo, Gambino, Genovese und Luccese hatten sich die organisierte Kriminalität in New York im Jahre 1931 unter dem Einfluss des berühmt-berüchtigten Lucky Luciano aufgeteilt. Eine aus den Oberhäuptern einer jeden „Familie“ bestehende „Kommission“ sollte die „Geschäfte“ führen.
„Stadt der Angst“ zeichnet den jahrelangen Kampf des FBI gegen die Mafia nach. Zunächst einmal sollten die verschiedenen FBI-Abteilungen ihre Arbeit miteinander koordinieren: „Es gab eine organisierte Kriminalität, aber unorganisierte Ermittlungen“, erklärt dazu FBI-Supervisor Jim Kossler. Als entscheidende Schritte nennt der Dokumentarfilm zum einen die Anwendung des bereits 1970 erlassenen Bundesgesetzes „Racketeer Influenced and Corrupt Organizations Act“ RICO, das es ermöglichte, Personen wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung anzuklagen, auch wenn sie Straftaten nur angeordnet, aber nicht selbst ausgeführt haben.
Ebenfalls als wichtiges Element wird die Einführung von Abhörmaßnahmen („innovative Überwachungsmethoden“) angegeben. Schließlich spielt die Ernennung des 1944 geborenen Rudolph „Rudy“ Giuliani 1983 zum „Bundesstaatsanwalt für den südlichen Distrikt von New York“ eine zentrale Rolle, weil er den Prozess gegen die Fünf Familien wesentlich vorantrieb.
Eine Stärke des Dokumentar-Dreiteilers besteht darin, dass nicht nur FBI-Agenten sowie Staatsanwälte zur Sprache kommen, wobei ein hübscher Kunstgriff darin besteht, dass sich die Agenten etwa an die Abhörgeräte setzen, die sie vor 30 und mehr Jahren bedient haben. Darüber hinaus erzählen Interna aus der Mafia-Welt aber auch zwei „Ausgestiegene“: John Alite, gegen den 2010 eine Gefängnisstrafe von zehn Jahren verhängt, und Michael Franzese, der 1986 zu zehn Jahren Haft im Bundesgefängnis verurteilt wurde.
Sam Hobkinson setzt umfangreiches Archivmaterial, etwa auch bisher unveröffentlichte Überwachungsprotokolle, sowie Medienberichte ein. In seltenen Fällen werden auch Szenen nachgestellt. Beides zusammen gibt ein eindrückliches Bild des „Goldenen Zeitalters der Mafia“ wieder.
Die Mafia-Clans, die im Netflix-Doku-Dreiteiler vorgestellt werden, lieferten immer wieder Vorlagen für Hollywood-Filme. So diente die Erschießung Francesco Scalices, des Oberhauptes der Gambino-Familie, in New York als Vorlage für die Ermordung Don Vito Corleones in Francis Ford Coppolas „Der Pate“ (1972). Auch in auf wahren Tatsachen basierendem „Good Fellas — Drei Jahrzehnte in der Mafia“ (Martin Scorsese, 1990) kommen die Fünf Familien vor. In Scorseses Netflix-Spielfilm „The Irishman“ (2019) spielen ebenfalls die Familien Genovese, Colombo und Gambino eine Rolle.
Genauso spannend, teilweise noch sogar spannender als mancher Mafia-Film bietet „Stadt der Angst: New York gegen die Mafia“ einen Einblick in die Methoden, mit denen „die ehrenwerte Gesellschaft“ Teile der Wirtschaft kontrollierte und damit Milliarden Dollar verdiente.
„Stadt der Angst: New York gegen die Mafia“, Regie: Sam Hobkinson, dreiteilige Dokumentarserie mit insgesamt 155 Minuten. Auf Netflix.