Die Geburt Jesu (Lk. 2, 1-20)

Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir! Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus, den Du, o Jungfrau, in Bethlehem geboren hast.

Idyllisch war es nicht in jenem Stall, einer Art Höhle offenbar, die den Hirten als Refugium diente. Ein Zufluchtsort? Ja, in der Not. Aber kein passender Ort für eine Entbindung. Doch etwas Besseres gab es nicht für Maria und Josef. Maria war hart im Nehmen: Eine Reise aus dem Bergland von Galiläa bis nach Bethlehem, einem Ort noch südlich von Jerusalem, über etliche Höhenmeter, bergauf und bergab, durch verschiedene Herrschaftsgebiete, auf unsicheren Straßen. Und das hochschwanger und weitgehend zu Fuß… In der christlichen Ikonographie ist da meist noch ein Esel dabei, als Reittier. Ob die beiden ein Reit- oder Lasttier hatten? Sicher ist das nicht, denn es ist bekannt, wie begrenzt ihre Mittel waren[1]. Diese beschwerliche Reise zur Unzeit, sie war ihnen aufgezwungen; die römische Verwaltung kannte keine Gnade, aber ungewollt trugen die Römer dadurch noch ein besonderes Zeichen[2] bei.

Vor Weihnachten kommt oft eine Art Störfeuer von bestimmten Medien. Da werden vermeintliche „Enthüllungen“ kolportiert, um die christliche Hoffnung zu desavouieren und die Weihnachtsfreude verächtlich zu machen. Besonders gern wird die Falschmeldung verbreitet, Jesus sei gar nicht in Bethlehem geboren; damit habe die Kirche nur versucht eine falsche Spur zu legen. Lassen wir uns dadurch nicht verunsichern! Das sind längst widerlegte „Fake News“, die kein ernstzunehmender Exeget mehr verbreiten würde!

 Alles Äußerliche verblasst ohnehin vor dem Wunder von Bethlehem: Schon jede Geburt eines Kindes ist  ein Wunder; aber hier geht es um noch viel Größeres, das alle Vorstellungskraft sprengt: „Gott sandte seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Gal. 4,4). Warum wird das so betont? Um jeden Zweifel an der Menschwerdung zu zerstreuen: Kein Scheinmensch, kein Halbgott; ganz Gott und ganz Mensch. Und deshalb wird  Maria zu Recht die „Gottesgebärerin“[3]genannt. Kann es ein stärkeres Zeugnis geben, warum Maria seit jeher die vornehmste Fürsprecherin der Gläubigen ist?

Bei der Meditation dieses Geheimnisses steht eines ganz im Vordergrund: Dankbarkeit. Wir können dem Kind in der Krippe keine Geschenke mehr bringen, wie es die drei Weisen oder Magier aus dem Morgenland taten. Dafür dürfen wir aber alle unsere Sorgen und Nöte, unsere offenen und unsere uneingestandenen Ängste mitbringen und endlich einmal ganz ablegen. Im Halbdunkel des Stalles. Alles was uns plagt. Denn das ist die eigentliche Freude der Weihnacht. Die Welt mag friedlos bleiben, aber wir dürfen in den Frieden Christi eintauchen.

Bild: Giotto die Bondone


[1]Vgl. Lk. 2, 24. Das Opfer bei der Darstellung Jesu im Tempel war das schlichteste, für nicht begüterte Leute.

[2]Bethlehem als „Stadt Davids“ – ein Zeichen der Einheit von Altem und Neuem Testament.

[3]Altgr.: Θεοτόκος (Theotókos). Vgl. hierzu: Benedikt XVI. Gedanken zu Maria. Regensburg 2008. S. 40 ff.