Die Antwort in Kurzfassung: Nein. Aber ohne Christus kommt tatsächlich niemand in den Himmel. Das klingt nur auf den ersten Blick widersprüchlich; eigentlich ist es ganz einfach.
Durch Christus ist die Menschheit mit Gott versöhnt, ohne Bedingungen und ohne Ausnahmen. „Good News“ für alle Menschen aller Zeiten und Kulturen – nicht nur als historisches Faktum, sondern existenziell! Denn ohne Christus gäbe es keinen Weg heraus aus der gefallenen Welt, aus Sünde, Leid und Tod. Und das gilt auch für jene, die von Tod und Auferstehung Jesu nichts wissen oder nichts wissen wollen.
Das Neue Testament berichtet uns immer wieder davon, dass Jesus sich gerade denen zuwendet, die abseits stehen, die fern sind, Sündern und Ungläubigen[1]. Das gibt es in keiner anderen Religion, dass auch die „Ungläubigen“ als Kinder Gottes bezeichnet werden, die nicht zur Hölle verdammt sind,[2] sondern von Gott geliebt. Nur sollten sie das auch wissen und verstehen…
Deshalb dürfte klar sein, warum sich die Kirche durch die Jahrhunderte so in der Mission[3] engagiert, sogar buchstäblich verausgabt hat. Ihre „Message“ ist nicht nur informativ, sondern performativ: die gute Nachricht des Evangeliums bewirkt was sie aussagt. Das gilt es unter die Menschen zu bringen, das müssen einfach alle hören! Und in diesem Sinne trifft es wirklich zu, dass nur durch die christliche Botschaft, durch die von Jesus gestiftete Kirche, das Heil zu den Menschen kommt. Man darf das natürlich nicht banalisieren, so als sei hier eine bloß formelle Mitgliedschaft in der Kirche, quasi im vereinsrechtlichen Sinne, gemeint.
Das Zweite Vatikanische Konzil hat (vor allem in der Konzils-Erklärung „Nostra aetate“) das Wesentliche zur Frage gesagt, wie Gottes Gerechtigkeit guten Menschen zuteil wird, die nichts vom christlichen Glauben wissen, weil sie keinen Zugang haben oder in fremde Religionen hineingeboren wurden[4]. Und das gilt auch für Menschen, die gänzlich a-religiös sozialisiert sind.
Für alle, die ganz persönlich von der Frage betroffen und besorgt sind, weil sie einen nichtchristlichen Ehepartner haben, oder weil sie ganz allein als Gläubige in einem nicht christlichen Umfeld leben, gibt es aber eine kurze, tröstliche und an sich schon ausreichende Auskunft des Apostels Paulus. Er bezieht sich auf die Ehe, aber man darf das durchaus verallgemeinern: „…der ungläubige Mann ist durch die Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist durch den Mann geheiligt.“[5]
Was soll das heißen? Wir können und sollen ohne Furcht, unbefangen und hoffnungsvoll unseren Glauben leben – auch und gerade in einem nicht christlichem Kontext – und damit Zeugnis für Christus und seine Kirche ablegen. Für die Menschen, die ihm noch fern sind. Und dabei auf Gottes Gerechtigkeit und Liebe bauen, zu ihrem und zu unserem Besten. Eine ungemein tröstliche Aussage und zugleich eine große Verantwortung.
[1]Vgl. z.B. Lk. 5, 32: „Ich bin gekommen, um die Sünder zur Umkehr zu rufen, nicht die Gerechten“. Oder auch die Begebenheit mit der heidnischen syrophönizischen Frau in Mt. 15, 21 ff.
[2]Die Auffassung, dass Gott bestimmte Menschen von vorneherein zur Verdammnis verurteilt hat ist eine Irrlehre, die mit dem Evangelium und der Lehre der Kirche unvereinbar ist.
[3]Vgl. den sog. „Missionsbefehl“ Jesu: „Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern…“ Mt. 28, 19 f.
[4]Vgl. die Erklärung der Kongregation für die Glaubenslehre „Dominus Iesus“, Über die Einzigkeit und Heilsuniversalität Jesu Christi und der Kirche, aus dem Jahr 2000: Zu der Frage, wie die „heilbringende Gnade Gottes, die immer durch Christus im Heiligen Geist geschenkt wird … die einzelnen Nichtchristen erreicht, stellt das Zweite Vatikanische Konzil lediglich fest, dass Gott sie schenkt ‚auf Wegen die er weiß‘“ (ebd. VI, 21).
[5]Vgl. 1 Kor. 7, 13 ff.