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Die Corona-Pandemie hat vor allem in den Phasen, in denen die Schulen in den Modus des Fernunterrichts übergegangen sind, deutlich gemacht, wie viele Schüler auf die elterliche Hilfe bei ihren Schulaufgaben angewiesen sind. In vielen Familien ist es so, dass um das schulische Wohl ihrer Kinder besorgte Eltern ihnen zu einem großen Teil jeden Nachmittag bei den Hausaufgaben helfen. Bei den jüngeren Schülern gilt in vielen Familien die eiserne Regel: Spielen darfst Du erst, wenn Du alle deine Aufgaben erledigt hast. Damit haben die Hausaufgaben für immer ein unüberwindliches Negativ-Image.
Nachmittäglicher Graus
Wer kennt nicht die Alltagssituation in vielen Familien, wenn die Kinder nicht ohnehin auf eine Ganztagsschule gehen, wo sie bis weit in den Nachmittag hinein mit Schule beschäftigt werden; und das seit 8.00 Uhr morgens: Nach dem Mittagessen müssen die Kinder vor einem Elternteil antreten, ihr Hausaufgabenheft vorzeigen, um dann unter elterlicher Kontrolle einen Großteil des Nachmittags weiter mit der Schule beschäftigt zu sein. Wo dies der Fall ist, haben die Kinder oft ihre Tricks, um der Überwachung zu entgehen. In unbewachten Augenblicken schnell am Computer zu spielen, in einem spannenden Comic zu lesen oder einfach nur vor sich hin zu dösen und so viel Zeit unnütz zu vergeuden.
Denn viel lieber würden sie schnell nur das Nötigste erledigen, um sich dann ihren Spielen zuzuwenden. Steht am nächsten Tag eine Klassenarbeit an, geht oft noch zusätzlich Zeit für das Üben drauf: ein Szenario, das vielen Kindern die Schule und alles, was damit zu tun hat, gründlich verleidet.
Die bessere Alternative: Erziehung zur Selbstständigkeit
Um dem vorzubeugen, raten Pädagogen dazu, Kinder schon von der Grundschule an zur Eigenverantwortlichkeit zu erziehen. Wenn sie von klein auf daran gewöhnt sind, ihre Hausaufgaben eigenverantwortlich zu machen, werden sie auch in den weiterführenden Schulen weniger Probleme haben. Wenn sie ihre Schulaufgaben selbständig erledigt haben, gibt das dem Lehrer, der die Hausaufgaben überprüft, eine wichtige Rückmeldung: Was hat das Kind verstanden und wo hat es möglicherweise Förderbedarf.
Um dahin zu gelangen, müssen Eltern, wenn ihre Kinder in die Schule kommen, auch etwas lernen: Vertrauen in die eigenen Kinder setzen und in die Schule, deren Sorge es sein sollte zu überprüfen, ob die Schüler ihren Pflichten nachgekommen sind. Sollte das auf dieser Ebene nicht funktionieren, kann die Schule mit den Eltern immer noch Rücksprache nehmen und zu gemeinsamen Lösungen kommen. Oft ist es die Unsicherheit, dass Eltern sich fragen, ob sie auch alles unternehmen, ihren Kindern die beste Ausbildung und damit die besten Zukunftschancen zu eröffnen. Die besten Chancen haben aber sicher Jugendliche, die gelernt haben, selbständig und selbstverantwortlich zu arbeiten.
Ganztagsschule als Rettungsanker
Wenn tatsächlich ein großer Teil der Eltern mit ihren Kindern die Hausaufgaben zusammen macht, dann werden Kinder weder selbständig, noch werden sie jemals gerne schulische Arbeiten erledigen, weil immer Druck und Kontrolle damit verbunden sind.Die Lösung für immer mehr Eltern liegt darin, sich dieser lästigen, aber aus ihrer Sicht nötigen Pflicht zu entziehen, indem sie für ihre Kinder eine Ganztagsschule suchen, aus der die Kinder am späten Nachmittag mit bereits erledigten Schulaufgaben kommen. Vielleicht sollten sie einmal versuchen, ihre Kinder zu einer eigenverantwortlichen Erledigung ihrer schulischen Pflichten anzuleiten. Das würde viele Familien vor unnötigem Stress bewahren.