Ich meine: ist es nicht irgendwie ungehörig Gott gegenüber, wenn man ihn damit behelligt? Sozusagen ein „unheiliges“ Ansinnen?
Natürlich darf man für sein Haustier beten! Gott ist nicht nur für die ganz großen Themen da, also für solche, die wir dem Bereich des Heiligen[1] im engeren Sinne zuordnen. Klar ist: Allem Heiligen nähern wir uns ehrerbietig und in würdiger Weise. Schließlich gilt ja, dass man nicht Perlen vor die Säue[2] werfen soll.
Aber Gott ist nicht fern und unnahbar, ganz im Gegenteil! Er will uns nahe sein und freut sich wenn wir darauf eingehen. Ja, im Ernst! Wir können Gott eine Freude machen! So einfach…
Mit allem was uns wichtig ist und uns am Herzen liegt, dürfen wir zu Gott kommen, jederzeit – auch mit den kleinen und scheinbar allzu menschlichen oder alltäglichen Anliegen. Wenn es uns am Herzen liegt, dann dürfen und sollen wir es vor Ihn bringen. Und wer einmal erfahren hat, wie sehr einem ein Haustier ans Herz wachsen kann, der muss keinen Zweifel mehr hegen, dass man auch für ein Tier beten darf!
Und hat nicht der Schöpfer selbst dem Menschen Tiere an die Seite gestellt[3]? Die ganze biblische Tradition spricht dafür. Manchmal scheint sogar ein wenig göttlicher Humor durch, wenn der Herr zum Beispiel den wütenden Propheten Jona besänftigen will, der sich darüber ärgert, dass die Leute von Ninive nicht einem göttlichen Strafgericht verfallen: Nicht nur die Menschen in Ninive werden gnädig verschont; es wäre auch schade um das viele Vieh[4]!
Aber zurück zu unserem Haustier. Widerstrebt es dir trotzdem noch irgendwie, so direkt für deinen Hund oder deine Katze zu beten, für einen kranken Vogel oder ein lahmendes Pferd? Erscheint es Dir Gott gegenüber nicht angemessen? Dann schalte einfach Deinen Schutzengel ein! Der ist auch für solche Fälle da.
… aber wie ist es mit meinem Fußball-Club? Der liegt mir auch am Herzen!
In der Bibel gibt es natürlich keine Aussagen über Fußball-Vereine. Und auch wenn der Apostel Paulus schon mal Metaphern aus dem Bereich des Sportes verwendet[5], darf man Sportarten und Vereinsleben getrost dem Bereich der „Adiaphora“[6] zuordnen, den ethisch indifferenten Dingen, die in sich keine religiöse Relevanz haben, die moralisch keine Rolle in der Schöpfungsordnung spielen, auch wenn sie in sich gut sein mögen.
Sport ist eine in sich gute, zumindest ethisch neutrale Sache. Wir sollten nur nicht versuchen, Gott zum Teil unseres Teams zu machen. Es geht vielmehr andersherum: metaphorisch ausgedrückt sollten wir immer in seinem Team sein…
Dagegen wäre es offensichtlich verfehlt, wenn wir vor einem wichtigen Match darum beten wollten, dass unsere Mannschaft gewinnt und dass die andere verliert, womöglich gar dass ein gegnerischer Stürmer sich verletzt, damit er kein Tor für die Anderen schießen kann.
Natürlich dürfen wir auch vor einem wichtigen Spiel beten – wenn es uns doch am Herzen liegt! Aber dann beten wir dafür, dass wir und unsere Teamkameraden eine gute Leistung erbringen, dass wir unser Potential voll nutzen, dass wir gut und konzentriert spielen und dass sich keiner verletzt. Auf diese Weise können wir uns – und sogar unser Spiel – „heiligen“, ohne falsche Untertöne und mit gutem Gewissen.
[1]„Heilig“ heißt zunächst einfach so etwas wie abgesondert vom Gewöhnlichen, Profanen.
[2]Mt. 7, 6.
[3]Gen. 2, 19f.
[4]Jona 4, 11: „Mir aber sollte es nicht leid sein um Ninive, die große Stadt, in der mehr als hundertzwanzigtausend Menschen leben, die nicht einmal rechts und links unterscheiden können – und außerdem so viel Vieh?“
[5]Vgl. 1 Kor. 9, 24 ff.
[6]Von altgriech. ἀδιάφορος (adiáphoros), gleichgültig, weder gut noch schlecht, indifferent. Ursprünglich Begriff aus der Philosophie der Stoa, „Mitteldinge“, „Erlaubtes“ bezeichnend. Vgl. a. RGG Bd. 1, 93 ff.