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Die Beharrlichkeit hilft uns, in der Ausübung der Tugend voranzukommen, trotz Schwierigkeiten und länger dauernder Anstrengungen. Es bedeutet, jene Aufgabe, die man einmal aus Begeisterung aufgenommen hat, trotz Müdigkeit – aus reiner Liebe – weiterzuführen, auch wenn die Lust dazu geschwunden ist.
Weiterarbeiten
Zahlreiche Menschen fühlen sich angespornt, großzügig gute Werke in Angriff zu nehmen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele Unternehmungen zu keinem Ende führen. Es fehlt die Beharrlichkeit und letzten Endes die Kontinuität in jener Liebe, die den anfänglichen Impuls gegeben hatte. Der Beharrlichkeit entgegengesetzt ist die Oberflächlichkeit, das Herumflattern, sich mit geringen Resultaten – die nach Erfolg aussehen – zufrieden zu geben. Es wäre wie ein Gebäude zu beginnen und nicht zu beenden. „Die Oberflächlichkeit im Studium oder in der Arbeit ist ein Zeichen mangelnder menschlicher Reife, ebenso wie die Unfähigkeit, einen Rückschlag hinzunehmen, ohne gleich Trost und Mitleid zu suchen; oder die Angst vor Anstrengungen, Wehleidigkeit angesichts von Widerwärtigkeiten und Unannehmlichkeiten – wie sie jedem Menschen nun mal widerfahren – oder der Hang zu einem spießigen Leben“ (Carjaval, Meditationen I, S. 393).
Menschen, die beharrlich sind, handeln nach dem Motto: Wo sich eine Türe schließt, öffnet sich eine andere. Der hl. Johannes Chrysostomus rät, die Ärzte in ihrer Hartnäckigkeit nachzuahmen. Wenn sie sehen, dass ein Übel nicht verschwindet, wenden sie ein neues Heilmittel an, und danach wieder eines; manchmal schneiden sie, andere Male verbinden sie.
Ausdauer
Auch um den Glauben an andere Menschen weiterzugeben, ist Ausdauer unentbehrlich. Der Apostel muss oft mit großer Ausdauer von Gottes großen Taten erzählen, bis ein Mensch bereit ist, der Stimme Gottes in seinem Innern zu folgen. Wenn die Oberflächlichkeit stets schädlich ist, dann auf dem Gebiet der christlichen Bildung ganz besonders. Es wäre unverantwortlich, aus Unwissenheit Ansichten und Haltungen zu verbreiten und gutzuheißen, die von der Wahrheit weit entfernt sind.
Ein Christ soll seine Intelligenz nicht nur für seine menschliche und berufliche Bildung gebrauchen, sondern auch, um sich in der Glaubenslehre zu bilden. Die Grundlagen dieser Lehre finden wir vor allem in der Hl. Schrift und im kirchlichen Lehramt, dessen gesunde Lehre für unsere Zeit im Katechismus der Katholischen Kirche dargelegt ist. Wer sich niemals wenigstens mit der Bibel befasst hat, kann die Lehre Christi nicht kennen, außer Gott habe sie ihm durch eine außerordentliche Erleuchtung eingegeben. Es braucht Starkmut, um sich im Glauben zu bilden, da sich der Mensch leicht einredet, er habe wichtigere Pflichten und daher keine Zeit, oder es sei zu schwierig, die Lehre Christi zu verstehen.
Die Textauszüge entstammen dem Buch Die Tugenden – Werte zum Leben von Pia Bühler. Es ist im Sankt Ulrich Verlag erschienen, mit dessen freundlicher Genehmigung wir sie übernommen haben. Das Copyright verbleibt beim Verlag.