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Wer kennt nicht das Phänomen einer schlaflosen Nacht trotz großer Müdigkeit und idealer Raum- und Bettbedingungen: ein Schnarcher ist im Zimmer – oder bloß im Nebenzimmer. Da hilft kein Ignorieren oder einfach Träumen vom großen Sägewerk im Wald: es nervt und zermürbt, immer wieder aufgeweckt zu werden, bevor der selbst gestellte Wecker klingelt. Fluchtpläne werden geschmiedet und verwirklicht, oft ein echtes Paarproblem. Nur der Schnarcher selbst „weiß von nichts“ und hat meist auch nicht vor, etwas zu ändern. Gibt es überhaupt ein Mittel gegen Schnarchen? Mediziner haben da einige Tips…
Ob man schnarcht oder nicht, erfährt man normalerweise von seinen genervten Schlafgenossen: wenn der Bettpartner getrennte Schlafzimmer vorschlägt oder man in der Reisegruppe immer ohne Protest der Mitreisenden das einzige Einzelzimmer zugestanden bekommt, ist die Resignation der Nachtschlaf Geschädigten schon weit gediehen. Der Schnarcher selbst schläft nämlich prächtig, alle in seiner Umgebung können es bestätigen. Das Problem hat der in der Nähe ebenfalls Schlaf Suchende. Will dieser dem Problem nicht durch Flucht selbst aus dem Wege gehen, müssen seine Vorschläge für den Schnarcher wirklich Erfolg versprechend und nicht zu belastend sein.
Häufigkeit und Ursachen
Nachweislich schnarchen Männer erheblich häufiger als Frauen; bei den über 40-Jährigen sind es bis zu 60%. Bei Frauen nimmt die Häufigkeit nach der Menopause auf Grund der hormonellen Veränderungen zu. Begünstigt wird Schnarchen durch Rückenlage (bei Männern häufige Schlafposition), große Körperfülle, Alkoholkonsum, Rauchen sowie die Einnahme von Medikamenten, die den Muskeltonus im Schlund erniedrigen.
Das Schnarchgeräusch wird überwiegend verursacht durch Vibration der Rachenschleimhäute oder das Öffnen/Schließen der Schlundöffnung.
Spezielle Diagnostik
Der genaue Entstehungsort des Schnarchgeräuschs lässt sich nicht durch den Geräuschcharakter alleine festlegen. Dem HNO-Arzt in entsprechenden Spezialeinrichtungen stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die jedoch teils nicht sehr genau, teils sehr belastend und kostspielig sind. Immerhin weiß man, dass die Vibration des Gaumensegels die häufigste Ursache ist, seltener entsteht das Geräusch am Zungengrund oder im unteren Schlund.
Wenn es beim Schnarchen zu längeren Aussetzern kommt, handelt es sich hierbei um therapiebedürftige Atempausen im Sinne eines Schlaf-Apnoe-Syndroms mit erhöhter Tagesmüdigkeit und Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Dieses sollte in einem Schlaflabor abgeklärt und gegebenenfalls speziell behandelt werden.
Therapieversuche
Das Schnarchen komplett zu beseitigen, gelingt nur in seltenen Fällen. Aber auch die Reduzierung der Lautstärke oder eine Änderung des Geräuschcharakters wird von den geplagten Mitschläfern schon als Wohltat empfunden.
Bei übergewichtigen Schnarchern führt oft schon eine Gewichtsreduktion zu einer deutlichen Besserung. Weiterhin ist es erwiesen, dass abendliche Alkohol-und Nikotinabstinenz das Schnarchen reduzieren. Auch sollten Medikamente, die den Muskeltonus herabsetzen (z.B. Beruhigungsmittel), wenn möglich vermieden werden.
Ein Medikament, das das Schnarchen reduziert, ist bisher nicht bekannt. Allenfalls Nasensprays, die in einigen Fällen die Nasenatmung verbessern, könnten hier genannt werden.
Eine Erfolgsrate von bis zu 70% ist bei der Anwendung einer Bissschiene zu verzeichnen. Hierbei wird der Unterkiefer nach vorne gezogen und ein Zurückfallen der Zunge im Schlaf verhindert. Die Bissschiene wird nicht uneingeschränkt toleriert: Kiefergelenksbeschwerden, Würgereiz, vermehrter Speichelfluss oder ein lückenhafter Zahnstatus limitieren die Anwendung.
Bei rückenlageabhängigem Schnarchen können spezielle Westen oder Kissen eingesetzt werden, die eine Rückenlage verhindern. Auch hier stößt man auf Toleranzprobleme.
Nicht erwiesen ist die Antischnarchwirkung von Geräten zur Stimulierung der Mundbodenmuskulatur, die tagsüber eingesetzt werden, um durch eine Muskeltonuserhöhung das nächtliche Schnarchen zu reduzieren. Eine ähnliche Wirkung wird dem Spielen eines Blasinstrumentes zugeschrieben.
Operative Eingriffe im Nasenrachenraum mit dem alleinigen Ziel, das Schnarchen zu vermindern, setzten eine ganz erhebliche Bereitschaft des Schnarchers voraus, seine Schlafumwelt zu schonen und führen auch nicht garantiert zum Erfolg. Dabei wird je nach Schnarchursache vibrierendes Gewebe entfernt oder versteift oder der Zungengrund verfestigt. Diese Eingriffe setzten eine genaue Diagnostik voraus und bleiben Spezialkliniken vorbehalten. Die möglichen Folgeschäden müssen erwogen werden.
Ein alternativer Ansatz
Psychoakustische Untersuchungen im Schlaflabor der HNO-Klinik der Uni München haben ergeben, dass die empfundene Lästigkeit von Schnarchgeräuschen zu fast gleichen Teilen von der Empfindlichkeit des „Leidenden“ und der objektivierten „Lästigkeit“ des Schnarchgeräuschs abhängt.
Wie wäre es also, wenn der „leidende“ Schlafpartner außer Ohrstöpsel zu benutzen auch noch seine Einstellung zu Schnarchgeräuschen ändern und seiner Empfindlichkeit ein „dickeres Schlaffell“ verpassen würde?
Ob im Sinne dieser Schuldumkehr das Schnarchproblem bald durch Psychotherapie des (noch) nicht schnarchenden Partners deutlich reduziert werden kann, bleibt abzuwarten.