Beim Fötus entwickelt sich im Gehirn zunächst eine Unmenge von Neuronen, von denen ein Großteil noch vor der Geburt wieder abgebaut wird. So startet ein Neugeborenes mit 100 Milliarden Neuronen (gleiche Anzahl wie bei Erwachsenen), die aber noch klein und wenig vernetzt sind. Dementsprechend beträgt das Gewicht seines Gehirns nur ein Viertel von dem eines Erwachsenen. In der Regel ist bei der Geburt die rechte Hemisphäre etwas weiter entwickelt als die linke.

Gunther Moll, Ralph Dawirs und Svenja Niescken, „Hallo, hier spricht mein Gehirn“; Verlag Beltz; 1. Auflage (August 2006); ISBN-10: 3407858957; ISBN-13: 978-3407858955; 14.90 Euro.

In den ersten drei Lebensjahren nimmt die Zahl der Synapsen rasant zu – eine Gehirnzelle kann bis zu 10.000 ausbilden. Mit zwei Jahren entspricht die Menge der Synapsen derjenigen von Erwachsenen, mit drei Jahren hat ein Kind bereits doppelt so viel. Die Anzahl (200 Billionen) bleibt dann bis zum Ende des ersten Lebensjahrzehnts relativ konstant.

Bis zum Jugendalter wird rund die Hälfte der Synapsen wieder abgebaut, bis die für Erwachsene typische Anzahl von 100 Billionen erreicht wird. Verbunden mit diesem rasanten Wachstum von Synapsen ist eine rasche Gewichtszunahme des Gehirns: von 250 g bei der Geburt über 750 g am Ende des 1. Lebensjahrs bis 1.300 g im 5. Lebensjahr. Gunther Moll, Ralph Dawirs und Svenja Niescken zeigen in ihrem Buch „Hallo, hier spricht mein Gehirn“, dass jeder Erwachsene Lebensräume für eine optimale Gehirnentwicklung seiner Kinder schaffen kann.

Jedes Kind ist ein großes Wunder. Dennoch ist vieles von dem, was sich in den kleinen Köpfen von der Zeugung an so alles abspielt, nicht wirklich mysteriös und rätselhaft: Hinter der Entwicklung des Gehirns steckt ein erstaunlich einfaches Prinzip, sagen die Autoren des Buches. Um dieses Prinzip im Sinne unserer Kinder sinnvoll nutzen zu können, muss man kein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Hirnforschung sein. Das vorliegende Buch reicht völlig aus. Es ist keine komplizierte wissenschaftliche Abhandlung – die Autoren lassen ein Kind die Geschichte seines Gehirns einfach selbst erzählen. „Nicht, dass ich mein Gehirn ganz begreifen könnte.

Aber ich bin doch mächtig beeindruckt. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass mein Gehirn so etwas wie ein verkanntes Genie ist. Es scheint die Öffentlichkeit zu scheuen und agiert viel lieber im Hintergrund, als graue Eminenz sozusagen.“ Jeder profitiert von seinem Gehirn, doch nur wenige zollen ihm den nötigen Respekt. Etwas Imagepflege ist also dringend erforderlich.