Christa Meves
Nummer: 60
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Nachdem die 90er Jahre von der Diskussion um die benachteiligten Mädchen beherrscht waren und Sonderförderprogramme für sie entwickelt wurden, hat die „Feminisierung“ der Schule dazu geführt, dass die Jungen in allen Bildungsbereichen ins Hintertreffen geraten sind. Die Emanzipationsbewegung hat sich einseitig der Förderung der Mädchen und der jungen Frauen angenommen, die inzwischen die Jungen überrundet haben.
Eine in vielen Bereichen gescheiterte Bildungspolitik kann nicht dadurch gerettet werden, dass man die Uhr zurückdreht. Vielmehr ist es an der Zeit anzuerkennen, dass Jungen und Mädchen unterschiedlich sind und dass man ihnen nur dann gerecht wird, wenn man diese Unterschiede akzeptiert und zur Grundlage einer naturgemäßen, personengerechten Erziehung und Bildung macht.
Im vorliegenden Beitrag, gehalten vor Eltern und Interessenten einer Initiative zur Gründung eines Jungengymnasiums vor den Toren Berlins, macht sich die bekannte und kompetente Autorin dafür stark, der Unterschiedlichkeit von Jungen und Mädchen dadurch zu entsprechen, dass wieder der guten Erfahrung von Jungen- und Mädchenschulen in unserem Bildungswesen Freiraum gegeben wird. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Hirnforschung legen nahe, über eine mädchen- und eine jungengerechte Erziehung und Bildung nachzudenken. Mehr als eine zeitweilige Trennung in bestimmten Fächern im Sinne einer „reflexiven Koedukation“, sollte die Prägung, wie sie durch Jungen- und Mädchenschulen erfolgen kann, als ein bewährtes Innovationsmodell wieder in den Blick genommen werden.
Dieser Beitrag ergänzt die Studie von I.v.Martial (Heft 51), in der die Debatte um die Einführung der Koedukation von den 70er Jahren bis zum Beginn des 3. Jahrtausends aufgearbeitet wird.
Christa Meves, geb. 1925. Studium der Germanistik, Geographie und Philosophie an den Universitäten Breslau und Kiel, Staatsexamen in Hamburg, dort zusätzliches Studium der Psychologie. Fachausbildung im Psychotherapeutischen Institut in Hannover und Göttingen. Freipraktizierende Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Uelzen, Arztfrau und Mutter zweier Töchter, sechs Enkel. 1987 Konversion zum katholischen Glauben. Seit 1978 Mitherausgeberin der Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“. Verliehene Auszeichnungen, u.a. 1977 Goldmedaille des Herder-Verlags; 1978 Niedersächsischer Verdienstorden; 1979 Konrad-Adenauer-Preis der Deutschlandstiftung; 1985 Bundesverdienstkreuz erster Klasse; 1996 Preis für Wissenschaftliche Publizistik; 2000 Ehrenmedaille des Bistums Hildesheim; 2001 Deutscher Schulbuchpreis. Bisher 108 Buchpublikationen, Übersetzungen in 13 Sprachen. Gesamtauflage in deutscher Sprache: fünf Millionen Exemplare.