Das Weihnachtsfest wird immer mehr vom Konsumterror bedroht: iPhone, Laptop, Playstation: Eltern hasten vor Weihnachten durch die Elektronikabteilungen, um Wünsche ihrer Kinder zu erfüllen. Im Schnitt werden ca. 160 Euro pro Kind von Eltern ‚verbraten’. Was also sollen Schenkende beachten, um nicht dem Konsumrausch zu unterliegen. Dazu hier einige Tipps:

Im Advent

Kinder und Eltern sollen neu in den Blick nehmen, um was es bei dem Fest geht, auf keinen Fall um eine Konsum-Orgie. Die Adventszeit ist ein guter Rahmen, dies den Kindern deutlich zu machen. Fragen Sie sich und Ihre Kinder doch mal, worum es an Weihnachten eigentlich geht! Um das Ereignis der Geburt Christi! Es gibt keinen anderen Anlass, als die nach außen getragene Freude über dieses Ereignis vor ca. 2000 Jahren. Riesen-Geschenke-Berge passen da nicht hin. Und an einem Geburtstagsfest steht üblicherweise das Geburtstagskind im Zentrum. Das haben wir aber irgendwie verdrängt.

Wunschzettel – Bestellzettel

Außerdem ist ganz wichtig, dass man den Kindern den Unterschied zwischen einem Bestell-Zettel und einem Wunsch-Zettel verdeutlicht. Allerdings müssen Eltern dann auch das Rückgrat dazu haben, diesen Unterschied ins Leben zu tragen. Das ist oft ein Problem. Denn einen Bestellzettel gibt man ab, bezahlt als Auftraggeber die Rechnung und nimmt dann die Ware in Empfang. Beim Wunschzettel schreibt man was auf, was man gerne hätte und freut sich, wenn es kommt. Und wenn es nicht kommt, ist man auch nicht knatschig. Wenn Eltern, Großeltern, Tante und Onkel jedoch den Kindern gefallen oder sich gegenseitig übertrumpfen möchten, dann werden sie schnell zu Bestell-Zettel-Erfüllern.

Was ist sinnvoll?

Oft stellen sich Schenkende die wichtige Frage, was könnte für die Kinder gut sein, was macht auch Sinn? Wenn es denn um kaufbare Geschenke geht, sollten sich Eltern fragen, was ist für die Entwicklung meines Kindes förderlich. Elektroniksachen, wie eine Spielekonsole oder Smartphons für Kinder sind wenig förderlich und oft auch bei ungeregelter Nutzung schädlich, auch wenn der Nachwuchs damit argumentiert, dass ihre Freunde das ja auch bekommen und sie das dringend haben müssen. Statt dessen ist alles sinnvoll, was zu Bewegung und Kreativität herausfordert. Inliner oder ein Waveboard sind dreimal förderlicher als Dinge, wo man nur mit den Fingern hantiert, nicht aber den Körper mit ins Spiel bringt. Die Kinder leiden alle unter massivem Bewegungs- und Frischluft-Mangel, sie sind hyperaktiv, weil sie dauernd still sitzen müssen. Sie leiden, weil sie wenig kreative Anregungen bekommen, sie leiden auch, weil ihnen echte Sozialkontakte fehlen. Daher sind Geschenke, welche kein Geld kosten, wohl aber Gedanken und Empathie erforderlich machen, wesentlich förderlicher.

Abstimmung

Verantwortungsbewusste Eltern fragen sich auch, wie sie damit umgehen können, wenn die lieben Verwandten recht eigenwillige Geschenke-Vorstellungen haben. Dazu eine sehr wirkungsvolle Info an die Verwandten, welche rechtzeitig vor dem Fest bei allen ankommen sollte: Liebe ‚Sippe’, wir legen Wert darauf, dass unsere Kinder sinnvolle Geschenke erhalten und diese daher möglichst mit uns abzustimmen sind. Wenn Ihr dennoch ohne unsere Einbeziehung schenken wollt, gilt folgender Grundsatz: Was die Kinder letztlich behalten können, entscheiden wir. Denn es geht auch beim Schenken um die Wahrnehmung von Elternverantwortung und nicht darum, dass sich die lieben Verwandten und Freunde per überdimensionaler oder unguter Geschenke in der Erinnerung von Enkeln, Neffen oder Nichten verewigen wollen.

Zeit schenken

Statt dessen ist gemeinsam sinnvoll genutzte Zeit das Wertvollste, was wir anderen zukommen lassen können. So haben Großväter den Enkeln Gutscheine fürs Abholen nach einer nächtliche Fete, der Onkel Gutscheine für Nachhilfestunden für das leidige Thema X und andere Ideen für gemeinsame Unternehmungen unter den Tannenbaum gelegt. Die Lieblingstante schenkt der 13jährigen die Begleitzeit bei einem Shopping-Bummel mit anschließender Einladung ins Eiscafe und der bald den Führerschein machen wollende Nachwuchs wird sich sehr über den Gutschein für ein paar Stunden auf einem Fahrübungs-Terrain freuen.

Wünsche, die nichts kosten

Finden Sie als Eltern eine gute Mischung aus Geschenken, die Geld kosten und solchen, die unbezahlbar sind! Sagen Sie Ihren Kindern, sie sollen auf ihren Wunschzettel mindestens drei Wünsche schreiben, die wenig oder nichts kosten. Und ja, auch Eltern können Wunschzettel schreiben, schließlich geht es doch um gegenseitige Freude. Denn Eltern sind doch nicht die professionellen Freude-Bereiter ihrer Kinder. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und wünschen Sie sich eine Wanderung, ein Picknick oder ein Sonntagsfrühstück im Bett, von den Kindern zubereitet. Schaffen Sie eine neue Kultur des Schenkens, investieren Sie in Emotionen und Ihre Kinder werden spüren, dass in Ihrer Familie die Dinge positiv anders laufen.

Noch ein Tipp

Hier noch einige Tipps, wenn die Kinder sich auf die neuen Weihnachtsregeln nicht so recht einlassen wollen und der Wunschzettel doch wie ein Bestellzettel aussieht? Wenn das Kind den Unterschied zwischen einer Bestell- und einer Wunschliste begriffen hat, dann kann ich dem Kind eine Wunschliste, die wie eine Bestellliste aussieht, zurückgeben und ihm sagen: Dann gehe mal mit deiner Bestellliste ins Geschäft, lass dir dein eigenes Konto einrichten und arbeite das dann dort ab. Ansonsten schreibe echte und angemessene – kostenfreie und kaufbare – Wünsche in einer Rangfolge auf. Und wenn Kinder überproportional vorm Weihnachtsfest oder vor der Bescherung herumquengeln und ihre Geschenke ‚einfordern’, dann wird die Verdeutlichung, dass jede Quengelminute die Bescherung dreifach nach hinten verschiebt, Wunder wirken, spätestens dann, wenn am 2. Weihnachtstag immer noch die Geschenke ausstehen.

Vorheriger ArtikelDas Geheimnis ausgeglichener Mütter
Nächster ArtikelKirche und Wissenschaft
Dr. Albert Wunsch
Dr. Albert Wunsch ist Psychologe und promovierter Erziehungswissenschaftler, Diplom Pädagoge und Diplom Sozialpädagoge. Bevor er 2004 eine Lehrtätigkeit an der Katholischen Hochschule NRW in Köln (Bereich Sozialwesen) begann, leitete er ca. 25 Jahre das Katholische Jugendamt in Neuss. Im Jahre 2013 begann er eine hauptamtliche Lehrtätigkeit an der Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Essen / Neuss. Außerdem hat er seit vielen Jahren einen Lehrauftrag an der Philosophischen Fakultät der Uni Düsseldorf und arbeitet in eigener Praxis als Paar-, Erziehungs-, Lebens- und Konflikt-Berater sowie als Supervisor und Konflikt-Coach (DGSv). Er ist Vater von 2 Söhnen und Großvater von 3 Enkeltöchtern. Seine Bücher: Die Verwöhnungsfalle (auch in Korea und China erschienen), Abschied von der Spaßpädagogik, Boxenstopp für Paare und Mit mehr Selbst zum stabilen ICH - Resilienz als Basis der Persönlichkeitsbildung, lösten ein starkes Medienecho aus und machten ihn im deutschen Sprachbereich sehr bekannt.