Donnerstag, 2 Mai, 2024

Jugend im Gespräch –

von Wulffen, Boshof, Kluxen, Casal

Nummer: S06

15,00 €


Zu Beginn der 80er Jahre wurde dem Thema „Jugend“ in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen, Kongressen und nicht zuletzt auch in der Presse große Aufmerksamkeit geschenkt. Es wurde und wird über die Jugend informiert, Einblicke wurden gegeben und Erklärungen für ihr Verhalten gesucht. Am auffälligsten ist vielleicht der Jugendprotest der Hausbesetzer; offensichtlich ist aber auch das Engagement vieler Jugendlicher in Ökologie- und Friedensbewegungen. Lehrer und Professoren beklagen mangelnde Mitarbeit und mangelnde Begeisterungsfähigkeit von Schülern und Studenten. Orientierungslosigkeit, Sentimentalität und Selbstbezogenheit scheinen für diese Jugend charakteristisch zu sein.

Erwähnt werden müssen auch extreme Erscheinungen wie steigender Drogenkonsum, Jugendkriminalität etc. Die einen meinen, dass es die Jugendlichen von heute besonders schwer haben auf Grund der Verschlechterung der Zukunftschancen, des Leistungsdruckes, der Kommerzialisierung der Freizeitgestaltung. Andere sind der Ansicht, dass es den Jugendlichen besonders gut gehe, nämlich zu gut. Ergebnis der Wohlstandsentwicklung sei eine „verwöhnte Generation“ mit hohem Anspruchsdenken und geringem Durchhaltevermögen. Wieder andere sehen die Ursachen für die Jugendprobleme in einem „epochalen Wertwandel“. Die Jugend wolle weg vom Leistungs- und Sicherheitsdenken, sie suche Selbstverwirklichung, menschliche Beziehungen und gesunde Umwelt. Über eines ist man sich im klaren: das Jugendproblem heute ist im letzten kein Problem der Jugend, sondern ein Problem der gesamten Gesellschaft. Dieses Problem kann deshalb auch nicht von Pädagogen, Psychologen oder Soziologen – sozusagen von Berufs wegen – gelöst werden.
Zur Biographie jedes Menschen gehört als wichtigstes Kapitel seine Jugend, in der er nach dem Sinn des Ganzen fragt, nach glaubwürdigen Lebensentwürfen sucht und tragfähige Antworten von Eltern, Lehrern, Freunden einfordert. Der vorliegende Band will an die Verantwortung der Erwachsenen appellieren. Es wurde versucht, nicht bei der Beschreibung der Phänomene stehen zu bleiben, sondern positive Anregungen zur Lösung der Jugendprobleme zu geben.

Wie nötig das gelebte Vorbild ist, zeigt B. von Wulffen in ihrem Beitrag über „die gehorsamen Zweifler“. Sie beschreibt eine Generation, die im Grunde hilflos und betroffen dasteht und Maßstäbe braucht, um sich in der Welt zurechtzufinden.

Welchen besonderen Schwierigkeiten die Jugend heute begegnet, weist der Historiker E. Boshof am Traditionsbruch Ende der 60er Jahre auf. Ein totaler Ausbruch aus der Tradition muß zum Chaos führen. Ein rechtes Geschichtsbewußtsein vermag jedoch dem jungen Menschen zu helfen, seine eigenen Grenzen und die Grenzen seiner Mitmenschen anzunehmen.

Als Philosoph untersucht W. Kluxen die Jugendprobleme, ausgehend von den allgemeinen Existenzbedingungen unserer Gesellschaft und damit auch der Jugend.

M. Casal macht deutlich, daß die Entfaltung und Förderung der Freundschaftsfähigkeit nicht nur für den jungen Menschen selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung ist.

Neue Aspekte und konkrete Losungen“ Gespräch“ zu bringen, ist das Ziel dieses Sammelbandes. Eine Rückbesinnung auf die Würde und die Verantwortung des Einzelnen vor Gott und den Menschen öffnet dem Erzieher den Blick für die Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft.

Barbara von Wulffen, geb. 1936; Ehefrau und Mutter von vier Kindern; Studium der Biologie und Philologie in München; Promotion 1961; seit 1969 publizistisch tätig als freie Mitarbeiterin der „Süddeutschen Zeitung“, des „Merkur“ u. a.
Egon Boshof, geb. 1937; Studium in Köln und Freiburg; 1962 – 66 im höheren Schuldienst; Promotion 1967; Habilitation 1971; Wissenschaftlicher Rat und Professor in Köln 1976; seit 1979 Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Passau; Mitglied des wissenschaftlichen Beirates der „Historischen Zeitschrift“; Herausgeber des „Archivs für Kulturgeschichte“.
Wolfgang Kluxen, geb. 1922; Studium in Bonn, Köln und Löwen; 1953 – 60 Assistent am Thomas-Institut Köln; 1960 – 61 Villanova Universität, USA; 1962 – 64 Professor an der PH Neuss; 1964- 69 an der Universität Bochum; seit 1969 Universität Bonn; Dr. theol. h. c. Universität München; Dr. h. c. Univ. catól.de Cordoba (Argentinien); Präsident der AGPD und SIEPM.
Maria Casal, geb. 1929; Studium der Medizin; Promotion 1956; Assistentin an der Universität Navarra; 1967 Diplom am Institut für angewandte Psychologie in Zürich; Lehrtätigkeit an verschiedenen Gymnasien; z. Z. wissenschaftliche Mitarbeiterin für Jugendfragen in Zürich.