Dienstag, 30 April, 2024

Familie und Schule

Henz, Malangré, Cervós-Navarro, Hemmerle

Nummer: S05

15,00 €


Die Familie und mit ihr verbundene Werte sehen sich in den letzten Jahren einer zerstörerischen Kritik ausgesetzt: Ehe und nichteheliche Lebensformen werden im öffentlichen Bewusstsein weitgehend gleichgesetzt, Mann und Frau für austauschbar erklärt, die Eltern zu bloßen Rollenträgern und Bezugspersonen abgewertet, die Arbeit der Mutter diskriminiert, die Geborgenheit in der Familie als „heile Welt“ und „Flucht“ angeprangert.

Dennoch hat sich die Schar jener nicht wesentlich verringert, die ehrlich und dankbar anerkennen, dass es vor allem ihre Familie war, deren Erziehungshilfen wesentlich ihre Persönlichkeit geformt haben. Berühmte und berühmte Frauen und Männer geben oft sogar mit einem gewissen Stolz zu, dass sie das Lebenswichtigste ihren eigenen Familien verdanken: ihre geistige Menschwerdung, die in der personalen Entfaltung, in der Einübung in soziale Tugenden und nicht zuletzt in der Sinnfindung für das eigene Leben besteht.
Auch der Staat ist grundgesetzlich verpflichtet, der Familie seinen besonderen Schutz zu gewähren, sie zu fördern, ihr Bild nicht verzerren zu lassen, wie es in Medien und Schulbüchern oftmals geschieht, da er sich sonst den Ast absägt, an dem ein freiheitliches Gemeinwesen und eine menschenwürdige Gesellschaft hängt.

Der vorliegende Band, der auf eine Vortragsreihe im Jülicher Mädchengymnasium zurückgeht, will die positiven Werte, die von der Familie ausgehen und in die Gesellschaft hineinwirken, wieder ins Bewusstsein bringen: dass die Familie unersetzbar ist, Stützpunkt des Privatlebens und Schutz vor manipulativen Eingriffen, dass die Geborgenheit in der Familie den Kindern jene Sicherheit vermittelt, die zu gegenseitiger Achtung und Liebe befähigt, dass sie der Ursprung jeder Hinführung zur Kultur ist, kurz jene Lebens- und Erziehungskraft, ohne die der einzelne und die Gemeinschaft unvergleichlich ärmer wären.

Im Mittelpunkt des Einleitungsbeitrags von H. Henz steht diese erziehende Kraft, vor allem der im Christlichen verwurzelten Familie, die in der gemeinsamen und gegenseitigen Liebe ihren Ursprung hat.

Der ergänzenden Rolle der Schule für Eltern, die einen Erziehungspartner für ihre Kinder suchen, ist der Beitrag von K. Malangré gewidmet, wobei den freien Schulen als bewusste Erziehungsalternative für Eltern, die ihre Kinder nicht staatlicher Einheitserziehung anvertrauen wollen, eine Schlüsselstellung zukommt.

J. Cervós Navarro geht der Verunsicherung vieler Eltern nach: Manipulationsvorwürfe und Indoktrinationsverdikte haben eine wertgebundene Erziehung in der Familie in Verruf gebracht. Aufklärung über die Ziele ideologischer Erziehungsstrategen und Stärkung des elterlichen Selbstbewusstseins können diese Unsicherheit abbauen.

Zur Vervollständigung des Rahmenthemas wurde außerdem in den Sammelband eine Predigt von Bischof Hemmerle, die er anlässlich einer Schulmesse im Mädchengymnasium Jülich gehalten hat, aufgenommen. Sie arbeitet in kurzer aber eindringlicher Form die Aspekte heraus, die für eine von christlichem Geist geprägte Schule unerlässliche Bestandteile der Erziehung sind.
So sollen die vorliegenden Beiträge Eltern und Lehrer ermutigen, den Madigmachern einer Erziehung, die auf christlichen

Wertvorstellungen aufbaut, zu trotzen, weil die Inhalte christlicher Erziehung zu dem wichtigsten gehören, was Menschen tradieren können. Erziehung darf sich nicht von Modeströmungen leiten lassen. Vielmehr muss sie aufbauen auf dem, was seit Jahrhunderten zu dem Bewährten und Bewahrenswerten gehört, will sie nicht die junge Generation zu einem Experiment missbrauchen, dessen Folgen niemand abschätzen kann.

Hubert Henz, geb. 1926. Studium der Pädagogik, Psychologie und Philosophie in Würzburg und München. Dipl. Psych. und Promotion 1952. Tätigkeit an der Volksschule, am Gymnasium und in der Lehrerbildung, Habilitation 1962, Professor in Eichstätt, seit 1964 in Würzburg; seit 1972 dort Ordinarius für Pädagogik; zahlreiche Buchveröffentlichungen zu pädagogischen und psychologischen Themen.
Kurt Malangré, geb. 1934. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und Köln. Assessorexamen 1963, Rechtsanwaltspraxis in Aachen, seit 1973 Oberbürgermeister von Aachen, seit 1979 Mitglied des Europaparlamentes, seit 1971 Vorsitzender der Fördergemeinschaft für Schulen in freier Trägerschaft.
Jorge Cervós-Navarro, geb. 1930. Studium der Medizin in Barcelona und Zaragoza, 1952 an der psychiatrischen Klinik in Innsbruck, seit 1968 Professor und Direktor des Instituts für Neuropathologie an der Freien Universität Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen, vorwiegend zu neuropathologischen und psychiatrischen Themen.
Klaus Hemmerle, geb. 1929. Studium der Theologie in Freiburg. 1952 Priesterweihe, 1957 Promotion, 1956 Direktor der Kath. Akademie der Erzdiözese Freiburg, 1967 Habilitation, 1968 Geistlicher Direktor des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, 1970 Professor für Fundamentaltheologie in Bochum, 1973 Professor für christliche Religionsphilosophie in Freiburg, seit 1975 Bischof von Aachen.