Die katholischen Bischöfe der USA haben einen Pastoralbrief zur Pornographie veröffentlicht. Der folgende Auszug aus dem 5. Kapitel behandelt die Auswirkungen von Pornographie auf Männer, Frauen, Kinder, Jugendliche, sowie Ehe und Eltern. Danach ist Pornographie persönliche Sünde und Sünde im industriellen Maßstab, deren Verbreitung zum Schaden von Menschen und Gesellschaft führt.

Ein näherer Blick auf die Auswirkungen von Pornographie

„Wasche ab meine Schuld und befreie mich von meiner Sünde“ (Ps 51:4)

Alle Männer und Frauen sind nach Gottes Ebenbild geschaffen und berufen, Gott und ihre Mitmenschen zu lieben. Pornographie-Konsum beeinträchtigt Männer ebenso wie Frauen zu werden, was sie sein sollen. Es fällt ihnen schwerer, gegenseitig von Respekt getragene Beziehungen einzugehen. So wird die Berufung des Mannes zur Liebe und zu Schutz und Hingabe an die Frau ebenso ausgehöhlt, wie die Fähigkeit der Frau, einen Menschen als Geschenk zu lieben und wertzuschätzen. Wir möchten deshalb hier den Blick auf die zerstörerischen Auswirkungen von Pornographie auf Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder lenken, unter besonderer Berücksichtigung von Ehe und Familie.

Männer

Sie sind besonders empfänglich für Pornographie, da das männliche Hirn mit einer Art „visuellem Magnetismus“ stark auf sexuelle Bilder anspricht, was von der Porno-Industrie aggressiv ausgenutzt wird. Ein Mann mag verschiedene Gründe zum Porno-Konsum haben, die von „Entspannung“ über „Trost für emotionale Wunden“ (z.B. geringes Selbstwertgefühl, oder das Gefühl, nicht geliebt zu sein) bis hin zu dem „Wunsch nach Macht“ reichen. Die Effekte der Pornographie auf ihre Konsumenten werden heute besser dokumentiert und verstanden. Dazu gehören physiologische, finanzielle, emotionale, mentale und spirituelle Effekte (s.u. für mehr Informationen). Porno-Konsumenten empfinden oft ein Gefühl tiefer Scham und einen Verlust ihres Selbstwertgefühls. Insbesondere Männer neigen zur Entwicklung einer narzisstischen Eigenidentität und einem übersteigerten „Machismo“. 

Pornographie-Konsum führt zu einem gestörten Verhältnis zur Sexualität, zur Ehe und zum anderen Geschlecht und zu Zweifeln an der eigenen sexuellen Identität, (eine Verwirrung, die noch verstärkt wird, wenn Pornographie Gleichgeschlechtlicher angeschaut wird). Spirituell betrachtet zerstört Porno-Konsum -wie jede Sünde- das Verhältnis zu Gott, was Betroffene häufig in tiefe Verzweiflung stürzt, weil sie glauben, dass Gott sie nun nicht mehr lieben könne und ihnen Vergebung und Heilung versagt seien.

Frauen

Pornographie ist nicht nur eine Angelegenheit für Männer. Frauen konsumieren sie ebenso, aus ähnlichen Motiven wie Männer und erfahren ähnliche Auswirkungen. Wiewohl es nicht selten ist, dass Frauen ebenso extreme Inhalte wie Männer anschauen, neigen sie doch eher zum Konsum pornographischer Inhalte, die Beziehungen und Romanzen versprechen, wie erotische Romane oder Interaktionen in sozialen Netzwerken und Video-Chats. Frauen sind darüber hinaus manchmal der irrigen Auffassung, dass Pornographie sie emanzipieren könne und leiden unter der ebenso falschen sozialen Einschätzung, dass nur Männer Porno Inhalte konsumieren, oder sogar süchtig danach sind, was ihre Scham und Isolation noch vertieft. 

Sucht

Wissenschaftliche Untersuchungen und persönliche Zeugnisse belegen, dass viele Menschen, die hier und da schon mal Pornos angeschaut haben, sich zu zwangsgetriebenen Konsumenten entwickelt haben, die in einem Teufelskreis von Phantasie, rituellem Gehabe, Ausleben und Verzweiflung gefangen sind. Porno-Konsum, meist in Verbindung mit Masturbation, wirkt unmittelbar auf das Belohnungszentrum des Gehirns und erzeugt ähnliche Effekte wie Kokain bei Drogenkonsumenten oder Alkohol bei Alkoholikern. Hat man mit dem Konsum von Pornos erst einmal begonnen, wächst die Gier nach immer neuen, extremeren Bildern, um denselben „Kick“ auszulösen. Ein Mensch, der sich solcher Suchtgefahr aussetzt, wird meist wirklich abhängig und wird sogar Risiken -z.B. am Arbeitsplatz- auf sich nehmen, um immer wieder Pornos zu schauen und das, ohne die Konsequenzen für sich selbst und andere in Betracht zu ziehen, weil er irgendwann keine Kontrolle mehr über sich selbst hat und nicht mehr damit aufhören kann. Er oder sie werden aber heftig bestreiten, ein Problem zu haben. Wiewohl Abhängigkeit schon durch den Konsum freier Online-Inhalte ausgelöst werden kann, geben viele Konsumenten eine Menge Geld für „Exklusive“ Inhalte aus, besuchen Strip-Klubs oder suchen sich Prostituierte. Die moralische Schuld eines Süchtigen mag zwar -abhängig von den Begleitumständen- gemindert sein, doch ist seine (oder ihre) Situation schwerwiegend. Abhängigkeiten und Süchte sind nur schwer zu überwinden, und es bedarf professioneller Hilfe, um von der Sucht loszukommen. Wir laden alle Männer und Frauen, die an einer Abhängigkeit zur Pornographie leiden, ein, sich der Gnade Gottes anzuvertrauen und geeignete Beratung, Unterstützung und Hilfe aufzusuchen. 

Kinder und Jugendliche

Junge Menschen, die im digitalen Zeitalter geboren wurden, sind schon durchtränkt von Medien und Internetinhalten und deshalb meist geschickter, in dieser Welt selbstsicher zu navigieren als ihre Eltern. Man schätzt, dass Kinder den ersten Kontakt mit Pornographie im Alter von 11 Jahren haben, doch sind viele von ihnen auch noch bedeutend jünger. Beinahe alle Jungen und über die Hälfte der Mädchen haben Pornos geschaut, bevor sie 18 wurden, oft per Zufall, wenn sie z.B. das „Versteck“ auf dem PC eines Familienmitglieds aufstöbern, oder wenn sie über ein Pop-Up oder einen Tippfehler auf eine Porno-Website gelangen. Vielleicht sucht ein Kind auch einmal nach einem Begriff, den es nicht verstanden hat oder mit Absicht -aus Neugierde- nach Pornos. Sexualerziehungs-Curricula betrachten Pornographie oft als neutral oder sogar hilfreich und nutzen sie in einigen Fällen sogar als „Lehrmittel“. Kinder und Teenager stehen unter Druck von Kameraden oder sogar Familienmitgliedern, Pornos anzuschauen. Immer häufiger produzieren junge Menschen ihre eigenen Pornos, als sexuell eindeutige Fotos oder Videos, die mit dem besten Freund, der besten Freundin geteilt werden. Sogenanntes „Sexting“ und andere riskante Aktivitäten haben bisher zu 83 Verurteilungen wegen Kinderpornographie und auch zu Selbstmorden geführt, nachdem die Bilder unerwünschten Empfängern zugespielt wurden.

Der Kontakt mit Pornographie kann für Kinder und Jugendliche traumatisch sein. Sie anzuschauen verletzt ihre Unschuld und vermittelt ihnen ein verstörendes Bild von Sexualität und den Beziehungen von Mann und Frau, was sich auf ihr Verhalten auswirkt. Es macht sie außerdem verletzlicher, sexuell missbraucht zu werden, da ihr Verständnis von angemessenen Verhaltensweisen gestört wird. Ein Kind, das Pornographie erlebt, erfährt sie meist als ein Gemisch von Spaß, Schmerz, Ekel, Scham und Neugier. Ohne die Möglichkeit, solche Gefühle mit einem Elternteil oder einem vertrauenswürdigen Erwachsenen durchzusprechen, verabschiedet sich ein Kind vielleicht aus der Familienbeziehung und versucht auf eigene Faust durch erneutes Anschauen seine Gefühle besser zu verstehen. Kinder und Jugendliche, die sich Pornos anschauen, werden in der Tat durch das Gesehene sexuell „gebildet“. So sind sie offener, vorehelichen Sex zu akzeptieren, Frauen als Sex-Objekte zu sehen und die Ausbreitung gewisser herabwürdigender Sexualpraktiken zu überschätzen. Sie beginnen meist früher mit sexueller Aktivität als ihre Kameraden, lassen sich häufiger auf riskante Praktiken ein, die sie einem höheren Risiko aussetzen, früh schwanger zu werden oder sich mit irgendeiner Geschlechtskrankheit anzustecken oder eine solche weiterzugeben. Schließlich erhöht sich ihr Risiko, im späteren Leben sexuell süchtig zu werden. Eine übersexualisierte Gesellschaft im Allgemeinen und Pornographie im Besonderen führt bei Mädchen häufig zu Verringerung des Selbstwertgefühls, zu Essstörungen und zu Depressionen. Daten belegen zudem, dass Kinder, die wiederholt Pornographie anschauen, häufiger andere Kinder sexuell nötigen oder bedrängen, also das imitieren, was sie sahen.

Tragisch ist, dass Kinder und Jugendliche auch Opfer sind, indem sie gezwungen oder genötigt werden, an der Produktion von Kinderpornographie mitzuwirken. Kinderpornographie ist illegal, missbräuchlich und eine besonders schändliche Form des Menschenhandels, wegen der Unfähigkeit von Kindern zur Zustimmung. Es gibt viele Gründe, weshalb ein Kind zum Opfer von Kinderpornographie werden kann: extreme Armut, beklagenswerte Vernachlässigung durch Eltern oder Betreuer, oder Manipulation seitens der Produzenten. Kinder und Jugendliche, die so missbraucht wurden, sind ernsthaft verstört und brauchen umfassende und einfühlsame Betreuung zur emotionalen, psychischen und physischen Gesundung. Vor allem müssen sie wissen, dass der Missbrauch nicht ihre Wahl oder Schuld war, egal mit welchen Mitteln die Missbrauchstäter sie verführten. 

Ehen und zukünftige Eheschließungen

Innerhalb der Ehe sind Konsum oder „Produktion“ von Pornographie einfach fehl am Platze und niemals zu rechtfertigen. Sie verletzt die eheliche Keuschheit und die Würde der Ehepartner. Pornographie in der Ehe zerstört Vertrauen und Intimität der Ehepartner per se auch wegen der Täuschung und der Lügen, die nötig sind, das Verhalten des einen Partners vor dem anderen zu verbergen. Scheidungsanwälte haben festgestellt, dass hier der Grund für etwa die Hälfte aller Ehescheidungen liegt. Eheleute, die entdecken, dass ihr Partner Pornographie konsumiert, fühlen sich verraten und viele von ihnen erleben ein Trauma, vergleichbar einer posttraumatischen Belastungsstörung. Es gibt auch Belege dafür, dass Eheleute, die Pornos nutzen, häufig außereheliche Beziehungen pflegen. Ganz im Gegensatz zur verbreiteten Annahme, dass Pornographie eine Stütze ehelicher Intimität sein kann, trägt ihr Konsum vielmehr dazu bei, sexuelle Erfüllung und Interesse an Sex zu mindern und kann sogar bei Männern zu Impotenz führen. Ein Ehegatte mag sich auch abgewertet fühlen, wenn der Partner Formen abwegiger sexueller Aktivität verlangt. Im Gegensatz dazu verheißt Gottes Plan für Ehe und Keuschheit in der Ehe den Partnern wahres Glück und die Intimität, die die Kirche allen Ehepartnern wünscht.

Für unverheiratete Männer und Frauen kann der Konsum von Pornographie die Annahme einer Berufung, sei es zur Ehe, zum Priestertum oder zum geweihten Leben erschweren oder verunmöglichen. Sie kann die Fähigkeit zerstören, eine hingegebene Beziehung gegenseitigen Vertrauens und Respekts einzugehen, weil man sich darauf trainiert hat, eine andere Person zur Befriedigung des eigenen physischen Vergnügens in Anspruch zu nehmen. Pornographie verstärkt die Isolation und entmutigt junge Erwachsene, sich zuerst dem Aufbau von Beziehungen zu widmen, weil man ja „Befriedigung“ auch von einer anspruchslosen Quelle beziehen kann. Kein Zweifel, Pornographie fördert eine Kultur flüchtiger sexueller bindungsloser Beziehungen. Ein junger Mann muss Risiken eingehen, das Herz einer Frau zu gewinnen; es ist ohne jedes Risiko, sich Bilder auf dem Computer anzuschauen. Das Anschauen pornographischer Inhalte bewirkt jedoch Scham und ein Gefühl von Unwürdigkeit, was in manchen jungen Menschen den Eindruck erweckt, dass sie eine reine und gesunde Beziehung nicht verdienen.

Elternschaft und Familie

In seiner Fastenbotschaft von 2014 merkte Papst Franziskus an: „Wie viel Leid muss eine Familie ertragen, wenn eines ihrer Mitglieder, häufig ein junger Mensch, zum Sklaven des Alkohols, der Drogen, der Spielsucht oder der Pornographie wird!“ Die heutzutage größte Herausforderung für Eltern ist jedoch, die Unschuld ihrer Kinder zu schützen. Pornographie kommt auf unterschiedlichsten Wegen ins Haus. Der offensichtlichste Weg sind Medien und moderne Kommunikationsgeräte, also PCs, Tablets, Smartphones, aber auch Videospiele, die übers Internet gespielt werden. Eltern sind häufig überfordert, die Geräte, die ihre Kinder benutzen, selbst zu verstehen, und können deren Gebrauch kaum überwachen, oder gar Filter zur elterlichen Kontrolle konfigurieren. Eine weitere Herausforderung für Eltern sind Campings oder Übernachtungen bei Freunden, wo ihre Kinder von ihren Kameraden oder gar anderen Erwachsenen mit Pornographie konfrontiert werden können, während die Eltern weit weg sind.

Jedweder Konsum von Pornographie durch irgendeine Person im Haus beraubt dieses Heim seiner Funktion als sicherer Hafen und hat gravierende negative Auswirkungen auf das Familienleben und über alle Generationen. Eltern, die sich mit einer Sucht nach Pornographie herumschlagen müssen, vergeuden Zeit damit, sie zu sehen und laden u. U. schwere finanzielle Lasten auf sich, um die Inhalte zu bezahlen. Die Vaterschaft ist schwer kompromittiert, weil der Sohn den Vater als Rollenmodell sieht und die Tochter von ihrem Vater erwartet zu verstehen, wie ein Mann eine Frau behandeln sollte. Betrachtet man schließlich die unübersehbare Korrelation des Pornographie-Konsums mit den Scheidungsraten, erkennt man, wie viele Kinder an den Auswirkungen der Scheidung ihrer Eltern als Kollateralschäden der Pornographie leiden müssen.


Exzerpt aus, Create in Me A Clean Heart: A Pastoral Response to Pornography. Das gesamte Dokument mit Fußnoten und Referenzen nebst Erläuterungen siehe: USCCB website.