Der 7. Oktober wird in der Katholischen Kirche traditionell als „Rosenkranztag“[1] begangen. Das Fest wird gern unter historischen Gesichtspunkten betrachtet, was auch interessant und lohnenswert ist; am Anfang stand immerhin die unerwartete Rettung des scheinbar zum Untergang verurteilten Abendlandes[2]. Und in einer Zeit, in der es in Europa wieder so schlecht um das Christentum zu stehen scheint, lohnt sich ein näherer Blick auf die christliche Meditation. Über die spirituelle Erfahrung hinaus bieten zum Beispiel die fünf Geheimnisse des „lichtreichen“[3] Rosenkranzes ganz nebenbei noch praktische Anregungen zum Handeln in unserer Gegenwart:
Taufe
Die Taufe Jesu durch Johannes ist nicht ein symbolischer Akt gesellschaftlicher Art und weit mehr als eine zeichenhafte Handlung. Der Heilige Geist greift ein und macht aus der schlichten Szene am Jordan-Ufer ein Ereignis von wahrhaft kosmischen Dimensionen. Als Christen haben wir durch unsere eigene Taufe Anteil daran – wir sind sogar berufen und zur Weitergabe des Glaubens ermächtigt. Machen wir mehr Gebrauch davon! Taufen wir, im übertragenen Sinne, auch unseren Alltag. Es gibt keine Trennung zwischen unserem Leben als Christen, sonntags in der Kirche, und als neutrale Wesen, den Rest der Woche.
Hochzeit
Jesus und seine Jünger sind zu Gast bei einer Hochzeit – und genau in diesem Zusammenhang offenbart er sich erstmals mit einem Wunder. Feiern wir die Feste wie sie fallen, keiner von uns sollte „ein Kind von Traurigkeit“ sein! Es geht nicht um Ausgelassenheit oder Stimmungsmache, aber um Glaube, Hoffnung, Liebe. Das bewirkt positive Ausstrahlung, optimistische Stimmung und Hoffnung auch in Schwierigkeiten. So etwas steckt an! Und setzen wir uns ein für den Schutz von Ehe und Familie, wann und wo immer wir können. Es sind die Grundlagen unserer Zivilisation.
Verkündigung
Jesus hat das „Reich Gottes“ verkündigt. Das ist auch unsere Aufgabe, als getaufte Christen: „Neuevangelisierung“ ist dringend nötig in unserem Land. Dazu sind alle Gläubigen aufgerufen. Wir treten dafür nicht aus unserem Alltagsleben heraus oder werden professionelle Prediger. Ganz im Gegenteil, mitten in unserem ganz normalen Umfeld, in Familie, Beruf, Gesellschaft können wir „verkündigen“: Durch unseren Lebensstil, für welche Werte wir eintreten; durch unser Verhalten, angefangen damit, dass wir zur Kirche gehen, vor dem Essen ein Tischgebet sprechen, uns bekreuzigen, auch im Restaurant. Erst an dritter Stelle durch unsere Worte.
Gegenwart Gottes
Die Verklärung Jesu auf dem Berg ist ein geheimnisvolles Zeichen seiner göttlichen Natur. Aber wir können seine Nähe auch in unserem Alltag erleben, im Wort, in der Gemeinschaft und im Sakrament. Beginnen wir unseren Tag in der Gegenwart Gottes, vielleicht sogar mit einer „Holy Hour“ (selbst wenn sie nur 15 Minuten dauert); oder beten wir den Rosenkranz. Verbringen wir gelegentlich Zeit vor dem Allerheiligsten, einfach in innerer Stille. Das ist eine spirituelle Kraftquelle, besser als Yoga, Zen oder Ähnliches. Nicht um innere Leere geht es, sondern um Fülle, um Gottes Gegenwart.
Gottesdienst
Mit der Stiftung der Eucharistie hat Christus uns mehr geschenkt als nur das Format für eine schöne Feier, vielmehr eine echte Schnittstelle zum Transzendenten[4]. Nehmen wir das Geschenk an und gehen wir regelmäßig zur Heiligen Messe! Nehmen wir, wenn möglich, andere mit! Und sprechen wir darüber! Ohne die regelmäßige Teilnahme an der Messe verlieren wir leicht den Kontakt – nicht nur zur Gemeinde, sondern zu Gott[5]. Wenn die vielen wunderbaren Kirchen in unserem Land sich wieder ein wenig füllen, dann wird das der beste Beweis sein, dass das christliche Abendland nicht untergeht!
Altar: Ende 15. Jhd. – Unbekannter Künstler – Lübeck: Heilig-Geist-Hospital
[1]Eigentlich: Der Tag „Unserer lieben Frau vom Rosenkranz“. Vgl. Josef Arquer: Meditationen für jeden Tag. Köln 1999. Bd. 11, Herren- und Heiligenfeste II. S. 293 ff.
[2]Das Fest wurde 1571 gestiftet, aus Anlass der Seeschlacht von Lepanto, die nach allgemeinem Verständnis das christliche Europa vor einer Invasion durch das Osmanische Reich bewahrt hat.
[3]Vgl. die fünf kurzen Beiträge zum „lichtreichen Rosenkranz“, beginnend mit: https://erziehungstrends.info/der-rosenkranz-6
